Langsam geht es voran.

Betonung auf „langsam“, aber das erstaunt wohl niemanden.

Nachdem mein erster Vorstoß in Sachen Existenzgründung beim Jobcenter vollkommen ergebnislos verlief, vereinbarte ich einen neuen Termin, diesmal bei der tatsächlich zuständigen Dame. Natürlich bekam ich wieder eine Einladung, komplett mit der Standardandrohung finanzieller Sanktionen, das versteht sich ja wohl von selbst.

Am vereinbarten Tag treffe ich also optimistisch bei der Jobcenterdame (JCD) ein, nur um von ihr mehrfach zu hören, dass sie ja so gar nicht vorbereitet sei. Mir also nicht helfen könne, weil sie ja nicht wusste, um was es geht. Das war nicht wirklich meine Schuld, sie hätte auch anrufen und mich einfach fragen können, aber das macht das Jobcenter ja nicht, das würde ja den Eindruck der Kompetenz und der Hilfsbereitschaft vermitteln.

Die JCD wusste auch nicht, ob ich überhaupt für irgendwelche Förderung in Frage komme, wenn ich schon vorher nebenher meine Tätigkeit ausgeübt habe. Da müsse man sich erkundigen. Ich habe gefragt, an wen ich mich denn da wenden müsse. „Nein nein, das können Sie nicht machen, ich kümmere mich darum!“Ich meinte dann, meines Wissens sei das kein Problem, ich hatte mich vorher ja auf der (schlechten) Internetseite des Jobcenters und beim Wirtschaftsministerium informiert. Hat sie mir nicht geglaubt.

Sie hat mir dann einen neuen Termin gegeben, damit sie mir das Ergebnis der Nachfrage mitteilen kann. Ja, ich habe gefragt, ob ich dafür tatsächlich persönlich kommen muss. Nein, das geht nicht telefonisch.

Was sie allerdings schon da wusste, und mir auch fünfmal nachdrücklich sagt: „Das ist aber eine KANN-Leistung, keine MUSS-Leistung!“

Ansonsten, wie gesagt: Wenig hilfreich. Sie hat mir zwar nahegelegt, mich an die Wirtschaftssenioren zu wenden, weil die bei Existenzgründung beraten können, wusste aber weder, ob da auch welche aus meinem Bereich dabei sind, oder wer da mein Ansprechpartner wäre. Ich solle mich halt ans Landratsamt wenden, da könnte man mir bestimmt weiterhelfen.

Ach ja, und dann wollte sie wissen, warum ich das nicht schon während meines ALG-I-Bezugs gemacht hätte, da hätte ich ja VIEL mehr Geld bekommen. Nicht gesagt hat sie, dass sich dann jemand anders die Mühe hätte machen müssen, und sie nicht mit dem ganzen Papierkram belästigt würde, das habe ich mehr so herausgehört.

Ich habe beim Landratsamt angerufen und wurde sehr nett informiert. Die Aktivsenioren beraten Existenzgründer, und ich habe direkt einen Termin ausgemacht. Meine freundliche Ansprechpartnerin wusste zwar nicht, ob jemand aus dem Kreativbereich im weitesten Sinne dabei ist, hat aber versprochen, sich zu erkundigen, und mich gegebenenfalls anzurufen und den Kontakt herzustellen. Außerdem hat sie mir genau erklärt, wo das Gründerzentrum ist und an wen ich mich dort dann wenden muss.

Ähnlich hilfsbereit waren auch die Leute vom Gewerbe- und vom Finanzamt. Sehr freundlich, sehr nett, und haben beide sehr ermunternd gesagt, bei weiteren Fragen solle ich einfach noch einmal anrufen. Der Finanzbeamte meinte sogar: „Machen Sie sich keine Sorgen, das ist alles nicht so dramatisch! Das schaffen Sie schon.“

Zurück zum Jobcenter. Bei meinem nächsten Termin bei der JCD habe ich erfahren: Man kann auch Förderung beantragen, wenn man die Tätigkeit vorher schon im Nebenerwerb ausgeführt hat. War mir nicht neu, ich habe mich, wie erwähnt, vorher informiert.

Um die ganze Story jetzt mal ein bisschen zu raffen: Ich habe drei Möglichkeiten.

1. Einfach neben dem ALG II meine Selbständigkeit aufbauen, ohne irgendeine Unterstützung des Jobcenters.

2. Einstiegsgeld: Da würde ich mehrere Monate lang zusätzlich zum ALG II 50 % meines Regelsatzes zusätzlich bekommen.

3. Zuschuss oder Darlehen: Für den Fall von größeren Anschaffungen gedacht. Nach Meinung meiner JCD kann die Anschaffung eines Desktops mit Monitor etc. nicht gefördert werden, weil „das hat ja heute jeder sowieso zu Hause“. Darlehen vergeben sie übrigens nicht, weil, so die JCD, das im schlimmsten Fall nur in die Schuldenfalle führt.

Sowohl für das Einstiegsgeld als auch für den Zuschuss bzw. das Darlehen muss ich zahlreiche Formulare ausfüllen und einen Businessplan und eine Rentabilitätsvorschau für die nächsten drei Jahre erstellen. Außerdem wird eine Bescheinigung verlangt, für den Fall, dass mir meine Hausbank keinen Kredit gewährt. Die muss natürlich für Geldsachen mein erster Ansprechpartner sein, sagt die JCD.

Jetzt habe ich also einen Stapel Formulare und arbeite an Businessplan und Rentabilitätsvorschau für die nächsten drei Jahre.

 

 

 

 

 

2 Gedanken zu „Langsam geht es voran.

  1. Ach Alex,
    lass dich nicht unterkriegen! Hab keine Angst, leg los! Du hast so viel Erfahrung, wandle sie um und mach dich selbständig. Pfeiff auf die Ämter, du kannst das auch so! *daumendrück* und Grüße schick,
    Martina

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