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Ein Kessel Buntes

So, mal wieder ein Update. Obwohl ihr es nicht verdient habt, ihr treuloses Gesindel!

Hier kommt keiner mit einem Kommentar aus der Hüfte, aber beim Olschi können mindestens sechs von euch sich aufraffen und kommentieren! Ihr Schokoladenraffzähne!

Ich überlege, ob ich auch ein Gewinnspiel machen soll. Vielleicht mit Plätzchengewinn. Bei unter 10 Teilnehmern verlos ich erst gar nix.

Ja? Nein? Meinungen?

So. Los geht’s. Nee, Moment. Vorher ein Bild meines prachtvollen Geburtstagskuchens:

Der Pudel ist ab sofort mein offizieller Geburtstagspudel. Lügt nicht, ich weiß dass ihr neidisch seid, wegen des kompletten Ensembles. Das Bild gibt es auch in größer. Einfach draufklicken. Und dann nochmal. Nur zu, ich warte so lang.

Jetzt aber.

Ich habe mir am Samstag eine dringend benötigte neue Jeans gekauft. Gestern hab ich sie um 15 cm gekürzt. Doch, es war schon von vornherein die K-Größe. Ich finde, ich müsste wegen der geringen Körpergröße vom Staat irgendeine Sozialleistung beantragen können.

Die Etiketten sind in der Jeans so saublöd eingenäht, dass sie mich heute in der Seite wundgeschliffen haben. Außerdem: Ich hatte wieder den Gürtel mit der fetten Rodeoqueengürtelschnalle an. Die ist so groß, dass sie mir den weichen, empfindlichen Bauch aufschlitzt. Das ist schon die dritte kleidungsbedingte Verletzung innerhalb von drei Tagen. Quasi  der Hattrick der wardrobe malfeasance.

Rein aus Zufall hab ich übrigens die ideale Methode gefunden, aus billigen Lebkuchen hochwertige zu fälschen: Ihr müsst die einfach nur übers Wochenende zusammen mit Mandarinen in der Schreibtischschublade im schattig temperierten Büro liegen lassen. Danach erwarten euch saftige, teuer schmeckende Lebkuchen für den Montagsnachmittagsdurchhänger.

Und ich habe mir zum Geburtstag einen Kindle gekauft. Ich bin verliebt in das Gerät. Das dazugehörige Epos erzähle ich euch morgen. Bezahlt habe ich das übrigens von den edlen Geldspenden meiner Familie und Freunde.

Und  was  mir diese Woche mal wieder aufgefallen ist: Es gibt keine guten Grußkarten für Männer. Das ist eine echte Marktlücke. Und wenn einer von euch demnächst ein florierendes Männergrußkartenunternehmen hat, dann verklag ich den oder die, dass die Schwarte kracht!

Ich hatte ja neulich mal gute vier Wochen kein Fernsehen. Geht auch. Mir hat aber CSI NY gefehlt. Und Castle. Auf alles andere konnte ich aber überraschend gut verzichten.

Hmmm … was kann ich noch sagen?

Für den Kindle hab ich euch einen Extra-Eintrag versprochen … die Geschenke brauchen auch einen …. und ich muss auch noch Bücher laden.

Hm. Das war den Aufwand heute fast nicht wert, oder? Tut mir leid, ich gelobe Besserung!

Bis bald!

Apropos garnix: Bei der Plätzchenverlosung würde ich Schwarz-Weiß-Plätzchen, Haferplätzchen und, vielleicht, Florentiner verlosen. Klingt das lecker?

Doch die Deutsche Einheit.

Ich habe meine Meinung geändert. Ich habe doch noch etwas, das ich zur Deutschen Einheit sagen möchte.

Wir haben früher oft Tagesausflüge gemacht, meine Eltern, mein Bruder und ich. Da war es fast unumgänglich, dass wir auch gelegentlich mal an die Zonengrenze gekommen sind (ja, liebe Kinder, so hieß das früher).

Ich weiß nicht, ob ich das schon mal erzählt habe, aber früher, als Kind, fand ich es fast ein bisschen cool, dass Deutschland so getrennt ist. Nicht cool im Sinne von „gut“, und „cool“ gab es damals sowieso noch nicht, aber ich fand es eben vage interessant, weil andere Länder das halt nicht hatten. Ihr seht, ich hatte damals noch nicht einmal etwas von Korea gehört. War offensichtlich vor 1988.

Eines Tages waren wir also wieder an der Grenze zur DDR. Ich wusste damals schon, dass man da ganz vorsichtig sein musste, damit man nicht erschossen wird. Größere Gedanken über richtig oder falsch hab ich mir wohl nicht gemacht.  Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind, vielleicht hab ich gefragt, aber ich kann mich noch genau erinnern, wie mein Bruder voller Verachtung sagte: „Die erschießen da die Leute, die aus dem Land rauswollen.“

Ich habe zwar damals gedacht, die erschießen Leute, die im Ausland Urlaub machen möchten … aber in diesem Moment wurde mir jedenfalls bewusst, dass diese Trennung in BRD und DDR etwas ganz Schlechtes war. Wenn ein Land seine eigenen Leute erschießt, dann ist das nicht gut, das konnte ganz offensichtlich sogar ein Kind verstehen.

Natürlich sieht man das mit den versprochenen blühenden Landschaften heute nicht so, außer man sieht vielleicht durch die Politikerbrille hin. Aber auch wenn die Landschaft nicht so blüht, wie man sich das wünschen würde, leben wir jetzt ALLE in einem Land, in dem man nicht einfach so von der Regierung erschossen wird. Auch die Leute in Chemnitz, in Niesky, in Rostock und in Ost-Berlin, in den Städten, in den hintersten Käffern und sogar da, wo früher die Mauer direkt durchs Dorf verlief, so dass man zwar in Spuckweite der Hauses der Großeltern wohnte, sie aber nicht mehr besuchen konnte.

Wem das nicht die paar verschissenen Euro für den Soli wert war – und darum scheint es vielen Leuten jahrelang gegangen zu sein -, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

Übrigens weiß ich sowieso nicht, ob es die Leute, die angeblich die Mauer zurückwollen, ernsthaft gibt, oder ob die nicht einfach im gleichen BILD-Knallchargen-Schrank stecken wie die Leute, die eine „Sarrazin-Partei“ wählen würden.

So. Jetzt hab ich das auch mal gesagt.

Wenn ihr noch etwas Gehaltvolleres zur Deutschen Einheit lesen wollt, lest euch bitte Deutschland war einmal geteilt durch.

Nicht die Deutsche Einheit.

Eigentlich wollte ich heute datumsgerecht was zur Deutschen Einheit bloggen. Aber etwas anderes brennt mir doch mehr auf den Nägeln und der Seele. Darum also: Nicht die Deutsche Einheit.

Wer von euch mich gut, oder besser gesagt persönlich kennt, der ist schon mindestens einmal in den zweifelhaften Genuss gekommen, mein Gejammer zu aktuellen und unaktuellen Themen  mitzuerleben, ob sie jetzt real oder imaginär sind, begründet oder aus allgemeiner Hysterie geboren. Meist wohl eher Letzteres.

Eines der Dinge, die mir oft Sorgen machen, ist meine übertriebene Liebe zu Dingen. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich mich hauptsächlich über meinen Besitz definiere. Es bedeutet, dass ich mich nur schwer von Sachen trennen kann, und dass ich Dingen einen Wert beimesse, die in keinem Verhältnis zum realen oder auch nur einem „normalen“ ideellen Wert stehen.

Das war beim Umzug vor ein paar Monaten ziemlich unpraktisch, weil ich unbedingt alles mitnehmen musste. Dabei habe ich vorher nur knapp über ein Jahr in der Wohnung gewohnt, und ohne Geld sammelt sich nur moderat Besitz an. Aber es war schlimm genug. Graffelhausen, sozusagen. Ich möchte aber betonen, dass ich noch lange nicht als Messie durchgehen würde!

Über Bücher brauchen wir gar nicht zu sprechen, die kann man eh nicht wegwerfen, höchstens in gute Hände abgeben. Aber gut und gern die Hälfte meiner Einrichtung habe ich von Freunden bekommen, und deswegen hänge ich daran.

Ich habe ein ziemlich zerbrechliches Selbstwertgefühl, und immer wenn es mir schlecht geht, sehe ich mir meine Sachen an, und ich weiß, dass ich die von Freunden (und auch Familienmitgliedern, klar) bekommen habe, denen ich ganz offensichtlich etwas wert bin und die sich die Mühe machen, mir zu Geburtstagen und Weihnachten Dinge zu schenken, die mich glücklich machen.

Weit schauen muss ich da nicht. Wohnzimmer: Fernseher, DVD-Spieler (und zahlreiche DVDs), Duftkerzen, Blumentöpfe, Bücher sowieso, Teekannen (die in einem Fall bekanntermaßen für mich hinter meinem Rücken gekauft und nach Deutschland eingeschmuggelt wurde!), Tee, Tassen … alles von lieben Menschen und daher von Wert.

Das heißt, dass ich jedesmal, wenn ich DVDs anschaue, an Sabine denke, oder an ihre Mutter, wenn ich den weißen Durchschlag verwende, den die mir zum Einzug in Koblenz geschenkt hat.

Neulich hat mich Anja besucht und mir – außer einem Lattenrost und einer Matratzenauflage, womit wir mein Bett um mindestens drei Preisklassen verbessert haben – ein ziemlich cooles Shirt mit Glitzeraufdruck vermacht. Ich denke jetzt auf der Arbeit oft an sie, weil ich natürlich alles eingeglitzert habe, inklusive der Tastatur (Nebenbei bemerkt: Alles mit Hilfe eines Shirts einzuglitzern ist eine sehr frauliche Methode, sein Revier zu markieren. Wird auch oft besser akzeptiert als überall hinzupinkeln.).

Wenn ich im Bad vorm Spiegel stehe, weiß ich: Sabine hat ihn für mich angebracht. Lampe im Wohnzimmer: angebracht von Sabine und Michi. Die mir überhaupt beim Einzug sehr geholfen haben, ich war ja praktisch zu nichts zu gebrauchen.

Was ich mit dieser ganzen Rede sagen will: Es fällt mir sehr schwer, Sachen wegzuwerfen, weil die meisten mir einfach am Herzen liegen. Und so kommt es, dass ich über vier Monate nach meinem Umzug immer noch vier Kartons nicht ausgeräumt habe.

In einem davon habe ich neulich etwas gesucht, und bin dabei auf alte Notizbücher gestoßen. Als ich ein bisschen in einem herumgeblättert habe, ist mir wieder eingefallen, dass ich noch ein Notizbuch aus Studientagen habe. Damals hat bei einem unserer Anglistenstammtische Fred Schwink etwas auf Aramäisch in das Buch geschrieben, einfach so, aus dem Stegreif. Das beeindruckt mich auch jetzt, 15 Jahre später, noch enorm. Aramäisch. „Ich muss mal schauen, wo das ist, das habe ich bestimmt noch!“, dachte ich mir.

Das war an einem Donnerstag.

Am Samstag darauf bekomme ich eine E-Mail von Johanna (ihr erinnert euch an die  Schwa-Geschichte), in der es unter anderem um den Ausdruck „the bee’s knees“ ging. Ich habe in der Antwort geschrieben, „Ja, ich kenne den Ausdruck, den hat uns mal ein Lehrer an der Uni vorgestellt, zusammen mit ‚the cat’s pajamas‘.“

Der Lehrer war Fred Schwink.

Ich dachte mir noch: „Wie lustig, jetzt habe ich diese Woche zweimal an den gedacht, das ist aber untypisch.“ Weil ich muss euch sagen, ich bereue mein Studium zwar nicht, aber ich war keine gute Studentin und ich habe auch nicht mehrmals die Woche warme und flauschige Gedanken über meine Professoren. Aber, dachte ich, vielleicht ist das öfter so, und ich merke das nur nicht.

Gerade Fred Schwink hat mein Leben vielleicht mehr berührt als andere Lehrer an der Uni. In den meisten Seminaren versuchte ich die ganze Zeit zu vertuschen, dass ich nichts weiß und nichts verstehe. Fred Schwink war einer der Lehrer, bei dem ich mich auch mal was fragen traute. Das klingt wie eine Nebensache, aber für mich war das eben eine ziemlich große Sache. Vermutlich wäre mein Studium besser gelaufen, wenn ich damals direkt begriffen hätte, dass ich zum Lernen an der Uni bin – und nicht dazu, schon alles zu wissen und das möglichst gut darzustellen.

Weiteres Highlight: Theatergruppe. Die Erinnerung an das Stück verblasst ein bisschen hinter dem „Arsch-meets-Säge-Vorfall“, aber es gehört trotzdem mit zu den besten Erinnerungen an die Studienzeit.

Es ist also ganz normal, dass ich gelegentlich an Fred Schwink denke. Dachte ich mir und war beruhigt. Hätte ja auch eine krankhafte Obsession sein können, sieht man ja oft im Fernsehen.

Das war am Samstag.

Am Montagmorgen werfe ich, völlig untypisch für mich und noch nie gemacht, beim Frühstück den Computer an und gehe auf Facebook. Dort lese ich in einer Nachricht eines Freundes, dass Fred Schwink sich umgebracht hat.

Der Nachruf in der News-Gazette ist sehr schön geschrieben, aber er kann natürlich noch nicht mal ansatzweise beschreiben, wie nett, klug, witzig und zugänglich Fred war. Jeder, der auch nur zehn Minuten mit ihm gesprochen hat, merkte sofort, wie sehr er Wissen und Lernen liebte, und wie gern er dieses Wissen auch teilte. Das sollte bei einem Lehrer keine Überraschung sein, ist aber nicht die Regel.

Er war ein mitreißender Lehrer, ein freundlicher und großherziger Mensch, und ich glaube, wir alle hatten einfach großes Glück, dass wir ein paar Semester lang von ihm unterrichtet wurden.

Weihnachen steht vor der Tür

JA, ICH HABE WEIHNACHTEN GESAGT. Stellt euch net so an.

Ich habe diese Woche viel über Weihnachten geschrieben. Am Donnerstag sogar 4.875 Wörter, worauf ich schon ein bisschen stolz bin. Jedenfalls ist mir dabei so einiges klar geworden:

1. Es sind nur noch 90 Tage bis Weihnachten und ich habe noch keinen Geschenkeplan und auch keine Verpackungsstrategie.

2. Ich werde heute Plätzchen backen, muss dafür aber erst noch ein Nudelholz kaufen (und wo wir schon dabei sind, ich habe auch keine Auflaufform. Aber ein Zuckerthermometer. Manchmal würde ich mir wünschen, das Geschöpf in meinem Hirn wäre praktischer veranlagt.).

3. Ich überlege jetzt schon, wie mein diesjähriger Adventskranz ausschauen soll. Ich tendiere dabei zu einem sehr klassischen dicken Tannenkranz. Mit weißen Kerzen. Oder rot. Oder halt Bienenwachs, das wäre super. Verdammt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch an den Adventsgesteckshowdown 2009 erinnern.

4. Ich will eine schöne Weihnachtspyramide haben und einen Schwibbogen mit klassischem Bergmann-Holzschnitzer-Spitzenklöpplerin-Motiv.

5. Natürlich alles mit echten Kerzen. Eh klar.

6. Ich finde es klasse, was ich in meinem Job alles kennenlerne. Stille Feiung. Größe der Resorptionsoberfläche des Dünndarms (180m² – dreimal so groß wie meine Wohnung!)*. Dass man chronisch entzündliche Darmerkrankungen wohl recht erfolgreich durch eine Infektion mit dem Schweinepeitschenwurm behandeln kann (Parasit, Autoimmunhintergrund, die alte G’schicht.). Dass, und das bringt uns zurück zu Weihnachten, das Sehen oder Hören des Segens Urbi et Orbi denjenigen, die „guten Willens“ sind, einen Ablass von ihren Strafen gewährt. Das gilt aber, if memory serves, nur für zeitliche Strafen, quasi Penalty. Gebeichtet und gebüßt muss man aber schon vorher haben.

7. Apropos Urbi et Orbi: Ich habe den Text des Segens (lateinisch und deutsch) in meinen Text mit eingebettet, mit den korrekten Antworten an der jeweiligen Stelle („Antwort: Amen.„). Das wiederholt sich einige Male, und am Ende musste ich mich sehr zusammenreißen, weil ich gerne geschrieben hätte:

Der allmächtige und barmherzige Herr gewähre euch Nachlass, Vergebung und Verzeihung all eurer Sünden, einen Zeitraum echter und fruchtbarer Reue, ein allzeit bußfertiges Herz und Besserung des Lebens, die Gnade und die Tröstung des Heiligen Geistes und die endgültige Ausdauer in den guten Werken.

Alle: Amen.

Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes komme auf euch herab und bleibe bei euch allezeit.

Und alle so: Yeeeeah!

The Internet has a lot to answer for.

Ach ja, und auf dem Heimweg heute morgen habe ich eine blau-schwarz gefleckte Nacktschnecke gesehen, die fast so lang war wie mein Fuß (Schuhgröße 37). Das war am Eck vor dem Altenwohnheim. Ich denke, die lauert den alten Leuten auf.

Ein paar Schritte weiter habe ich eine auffällig rot-schwarz geringelte Schnecke gesehen. Gesehen habe ich sie deshalb, weil sie sich bis auf meine Augenhöhe an der Hauswand (Rauputz) emporgeschleimt hat. Eine ziemliche Leistung, finde ich.

*Übrigens ist der Dünndarm mit allem Zipp und Zapp laut Wikipedia gute drei Meter lang, der Dickdarm  rund 1,5 Meter, bei einem Durchmesser von sechs Zentimetern. Ich kann mir vorstellen, wie das in mich passt – aber wie stopft die Natur das in schlanke Leute?