Doch die Deutsche Einheit.

Ich habe meine Meinung geändert. Ich habe doch noch etwas, das ich zur Deutschen Einheit sagen möchte.

Wir haben früher oft Tagesausflüge gemacht, meine Eltern, mein Bruder und ich. Da war es fast unumgänglich, dass wir auch gelegentlich mal an die Zonengrenze gekommen sind (ja, liebe Kinder, so hieß das früher).

Ich weiß nicht, ob ich das schon mal erzählt habe, aber früher, als Kind, fand ich es fast ein bisschen cool, dass Deutschland so getrennt ist. Nicht cool im Sinne von „gut“, und „cool“ gab es damals sowieso noch nicht, aber ich fand es eben vage interessant, weil andere Länder das halt nicht hatten. Ihr seht, ich hatte damals noch nicht einmal etwas von Korea gehört. War offensichtlich vor 1988.

Eines Tages waren wir also wieder an der Grenze zur DDR. Ich wusste damals schon, dass man da ganz vorsichtig sein musste, damit man nicht erschossen wird. Größere Gedanken über richtig oder falsch hab ich mir wohl nicht gemacht.  Ich weiß nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind, vielleicht hab ich gefragt, aber ich kann mich noch genau erinnern, wie mein Bruder voller Verachtung sagte: „Die erschießen da die Leute, die aus dem Land rauswollen.“

Ich habe zwar damals gedacht, die erschießen Leute, die im Ausland Urlaub machen möchten … aber in diesem Moment wurde mir jedenfalls bewusst, dass diese Trennung in BRD und DDR etwas ganz Schlechtes war. Wenn ein Land seine eigenen Leute erschießt, dann ist das nicht gut, das konnte ganz offensichtlich sogar ein Kind verstehen.

Natürlich sieht man das mit den versprochenen blühenden Landschaften heute nicht so, außer man sieht vielleicht durch die Politikerbrille hin. Aber auch wenn die Landschaft nicht so blüht, wie man sich das wünschen würde, leben wir jetzt ALLE in einem Land, in dem man nicht einfach so von der Regierung erschossen wird. Auch die Leute in Chemnitz, in Niesky, in Rostock und in Ost-Berlin, in den Städten, in den hintersten Käffern und sogar da, wo früher die Mauer direkt durchs Dorf verlief, so dass man zwar in Spuckweite der Hauses der Großeltern wohnte, sie aber nicht mehr besuchen konnte.

Wem das nicht die paar verschissenen Euro für den Soli wert war – und darum scheint es vielen Leuten jahrelang gegangen zu sein -, dem ist eh nicht mehr zu helfen.

Übrigens weiß ich sowieso nicht, ob es die Leute, die angeblich die Mauer zurückwollen, ernsthaft gibt, oder ob die nicht einfach im gleichen BILD-Knallchargen-Schrank stecken wie die Leute, die eine „Sarrazin-Partei“ wählen würden.

So. Jetzt hab ich das auch mal gesagt.

Wenn ihr noch etwas Gehaltvolleres zur Deutschen Einheit lesen wollt, lest euch bitte Deutschland war einmal geteilt durch.

Ein Gedanke zu „Doch die Deutsche Einheit.

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