Personenpapierrage

Ihr Lieben. Ich habe heute im Ärzteblatt, dieser Sickergrube der fesselnden Trivialmeldung, eine Meldung über die neuen Gebühren für Personalausweise und Reisepässe gelesen. Die Meldung ist schon von Freitag, ihr wisst zweifellos schon Bescheid, ich wusste es nicht, jetzt tun wir also mal so als wäre das für euch auch neu.

So, die Meldung in Gänze:

BERLIN (dpa). Die Gebühren für den neuen elektronischen Personalausweis stehen fest. Für das neue Dokument müssen künftig 28,80 Euro bezahlt werden. Für unter 24-Jährige kostet der Ausweis nach Angaben des Bundesinnenministeriums vom Freitag 22,80 Euro. Entsprechende Änderungswünsche des Bundesrates seien jetzt in die Gebührenordnung eingearbeitet worden.

Der Ausweis im Scheckkkartenformat wird am 1. November eingeführt. Er enthält einen Chip zur elektronischen Identifizierung. Derzeit kostet ein Personalausweis 8 Euro.

So. Das lassen wir uns jetzt mal auf der Zunge – oder, wer’s lieber mag, auf dem Seelenpansen – zergehen. Ich muss also in Zukunft (mein Personalausweis läuft im Mai 2013 ab, ein bisschen Schonfrist hab ich also noch; Reisepass ist letztes Jahr abgelaufen) gottverdamme 28,80 Euro bezahlen für etwas, das ich haben MUSS. Das kann ich mir nicht aussuchen, der Staat sagt mir, ich MUSS einen Personalausweis oder einen Reisepass haben. Und dafür darf ich zahlen.

Damit die Angestellten in den Stadt- und Gemeindeverwaltungen, die ich ja eh von meinen gottverdammten Steuern bezahle, etwas machen, was sowieso zu ihrer gottverdammten Arbeit gehört.

Gedruckt werden die kleinen Schätzchen in der Bundesdruckerei. Die Bundesdruckerei nennt sich zwar noch protzig so, gehört aber schon lange nicht mehr dem Staat. Aber auch zu den echten Bundesdruckereizeiten hat ein Personalausweis oder Reisepass Geld gekostet. Nur war es damals nicht so frech teuer.

Und dieser Personalausweis, und dieser Reisepass, die ich ja mit Geld bezahlt habe – die bleiben Eigentum der Bundesrepublik Deutschland.

Leck mich am Arsch. Nervt das denn keinen außer mich?

Und wenn ich schon grad mal dabei bin: Ich muss den Personalausweis oder Reisepass auch nicht „mitführen“.  Ich muss einen besitzen. Mitführen muss ich den nur in besonderen Fällen, zum Beispiel wenn ich eine Waffe bei mir trage (dann brauche ich auch noch einen Waffenschein). Ich denke mir mal, auch beim Autofahren brauche ich einen Nachweis, vermutlich reicht aber der Führerschein. Vermutlich.

Ach, und obwohl ich keinen Ausweis mitführen muss, kann ich zur Not festgehalten werden, wenn ich keinen dabei habe, sagt mir die Wikipedia gerade. Ja nee, is klar.

Ergänzung am 10. August: Meine kommentierfreudige, aber kommentarformularscheue Freundin Johanna hat mir erzählt, welchen Aufwand sie und ihr Mann (die Familie lebt aktuell in den Vereinigten Staaten) letztes Jahr treiben mussten, damit die Kinder zu ihren Reisepässen kamen:

Unsere Kinder brauchten letztes Jahr neue Reisepässe – da kommen wir ja nicht drum rum.

Reise nach Houston (ab 6 Jahren muss man persönlich hin, wegen der Fingerabdrücke), Hotel, Kosten für die Pässe, frankierter Umschlag, damit wir nicht zum Abholen noch mal… machen wir ja alles mit.

Aber dass ich bei einer kostenpflichtigen Hotline anrufen muss, um als deutsche Staatsangehörige einen Termin zu vereinbaren, damit wir zur Beantragung der Pässe vorsprechen dürfen – das war bitter. Das hat in etwa 5 Minuten gedauert und 25 Dollar gekostet.

Man sieht: Woanders geht es auch beschissen nervig zu. Die deutsche Verwaltung schlägt auch im Ausland derb zu.

2 Gedanken zu „Personenpapierrage

  1. Also meine Mum und ich haben uns auch aufgeregt. Sie kriegt das ja in der Verwaltung quasi live und frühzeitig mit. Ist schon ziemlich pervers.

  2. Schönen Gruß an deine Mum 🙂

    Und ich bemühe mich übrigens immer, meine Wut nicht an den Verwaltungsangestellten auszulassen. Ist ja klar, dass die am allerwenigsten dafür können (und für ihre eigenen Pässe und Ausweise den gleichen Schwachsinn durchmachen müssen!). Aber das ist eben wie bei Hotlines – da kriegt’s auch der Erstbeste ab.

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