Archiv der Kategorie: Alextravaganza

Alextravaganza, Tag 34

Der beste Tipp der Woche, vielleicht sogar des Jahres. Eventuell sogar eures Lebens!

Wenn ihr jeden Tag reinschaut, wisst ihr vielleicht schon, dass ich gern mal ein bisschen rede. Na gut, ich hör mich gern reden. Les mich gern schreiben. Verdammt. Ihr wisst was ich meine.

Jedenfalls ist heute alles ganz anders!Ich bin von gestern noch emotional total ausgezuzelt, deshalb gebe ich heute einen kurzen, aber unglaublich praktischen Tipp:

Spring forward, fall back.

Wichtig für alle, die sich wie ich nie merken können, wann die Uhr in welche Richtung gestellt wird. Ist das also endlich auch mal geklärt.

Mit Dank an meinen Freund Steve, der mich damit aus jahrelanger Sommer-/Winterzeit-Qual befreit hat.

Und jetzt, without further ado, Musik: Somewhere Only We Know von Keane.

(Kurz! Konzise! Prägnant! Wurde apropos garnix von außerirdischen Fremdbloggern infiltriert?!)

Alextravaganza, Tag 33

They fuck you up, your mum and dad. Gebrochene Herzen.

Ich wollte euch ja schon neulich mal was über meine Eltern erzählen, habe es aber nicht. Das hole ich heute also nach.

Zuerst aber Musik: Auch heute gibt es wieder ein Dolly-Parton-Video (oder schau ich dir nur privat so oft an?! Hatten wir hier schon Dolly Parton?), denn auf Platz 5 der Alextravanza-Charts wartet der Heartbreaker.

Auch wieder so ein Song, bei dem ich gern Tränen vergieße.

Also, zu meinen Eltern. Vielleicht kennt ihr das Gedicht von Philipp Larkin, This be the verse. Es geht so:

They fuck you up, your mum and dad.
They may not mean to, but they do.
They fill you with the faults they had
And add some extra, just for you.

But they were fucked up in their turn
By fools in old-style hats and coats,
Who half the time were soppy-stern
And half at one another’s throats.

Man hands on misery to man.
It deepens like a coastal shelf.
Get out as early as you can,
And don’t have any kids yourself.

Ich  will euch etwas sagen über meine Eltern: Manchmal gehen sie mir tierisch auf die Nerven.

Zweifellos geht ihnen das manchmal genau so mit mir.

Eltern sind auch Menschen. Je eher man sich das klarmacht, desto ruhiger kann man in Zukunft leben. Solange wir Kinder waren, war es durchaus verständlich und normal dass unsere Eltern „nur“ unsere Eltern sind. Wir verkennen sie nicht mit Absicht, wir denken nur nicht darüber nach dass auch sie Kinder waren, Ängste und Wünsche und Hoffnungen haben.

Jetzt sind wir aber erwachsen, und wir müssen einsehen, dass auch unsere Eltern Menschen sind. Fast ein bisschen so wie wir! Wenn wir diesen Stand der Erleuchtung erreicht haben, dann sind wir erwachsen. Dann wissen wir, dass unsere Eltern uns nicht quälen oder ärgern wollten, sondern dass sie ihr Bestes getan haben, damit wir gesunde, geistig stabile, selbstständige Menschen sind. Ob wir das als gelungen empfinden oder nicht – dafür können sie nichts. Sie haben uns das Leben gegeben – was wir daraus machen, ist jetzt unsere Sache. They fuck you up, your mum and dad – aber wir können sie nicht unser ganzes Leben lang für unsere Probleme verantwortlich machen. Irgendwann müssen wir uns selbst erziehen.

Ich weiß, dass ich bei meiner Mutter genau die Charakterzüge hasse, die ich selbst habe. Ich weiß auch, dass sie das oft von ihrer Mutter hat – bei der sie das auch gehasst hat. Ich weiß aber auch, dass ich viele Sachen von meinen Eltern habe, die mich zu mir machen: die Liebe zur Kommunikation, zum Lesen und dadurch zum Schreiben, die Sturheit, von meinem Vater die Fältchen an den Augen …

Ich ernähre mich gesund, weil ich das zuhause so gelernt habe. Nicht weil es mir so gepredigt wurde, sondern vorgelebt.

Ich habe keine Essstörung, weil bei uns Essen nie eine „Sünde“ war.

Ich habe den gleichen Humor wie meine Mutter und meine Großmutter. Meine Oma ist im Winter gestorben, beim Begräbnis war der Friedhof verschneit. Als wir um das offene Grab standen, wollte mein Cousin an mir vorbeigehen, ich bin also nach rechts ausgewichen. Ich wusste aber nicht, dass rechts von mir ein Grab war, mit Marmorabdeckung. Ich bin natürlich auf der spiegelglatten Platte ausgerutscht und wäre fast hingefallen, ich konnte mich aber gerade noch am Grabstein selbst festhalten und bin nur ein bisschen so rumgeschlingert und hab mit ein Bein und einen Arm ein bisschen gezerrt.

Das Lachen zu unterdrücken hat mich fast umgebracht.
Und ich wusste auch genau, wer über sowas am allerlautesten gelacht hätte, auch auf dem Friedhof, auch bei einer Beerdigung: meine Oma. In dem Moment hab ich sie sehr vermisst. Die Frau hat noch 70 Jahre später darüber gelacht, wie ihre Freundin in den 30er Jahren in Nürnberg eine Station weit der Straßenbahn hinterher rennen musste, weil sich ihr Mantel in der Tür der Straßenbahn verfangen hatte.

Ich bin ich, weil meine Eltern so sind wie sie sind.

Und ich finde das gut so.

Eine Sache weiß ich außerdem ganz genau: Meine Eltern lieben mich, und haben mich immer geliebt. Möglicherweise ist das das Einzige auf der ganzen Welt, an dem ich nie in meinem Leben gezweifelt habe.

Die Liebe der Eltern sollte eigentlich das Natürlichste und Selbstverständlichste sein, aber je älter ich werde, je mehr ich vom Leben, der Welt und den Menschen sehe, desto mehr wird mir klar, dass es eben nicht selbstverständlich ist.

Ich bin froh, dass ich dieses Glück habe – und dass ich das auch weiß.

Alextravaganza, Tag 32

Entspannung. Schwule Barbies. Himmel und Hölle. There go all my defenses.

Treue Untertanen Liebe Leser! Ich bin heute so entspannt und gut gelaunt, ich kann gar nicht richtig bloggen. Es zeigt sich: Mich muss gerechter Zorn oder zumindest beleidigtes Schmollen anfeuern, um effektiv schreiben zu können. Ein bisschen bedenklich, oder?

Ich hatte heute netten Besuch, der mir auch schon die ersten Geburtstagsgeschenke mitgebracht hat: zwei große weiße Billys. Die heißen bei uns nur noch schwule Barbies, weil es nämlich schwule Anziehpuppen gibt, die eben Billy heißen („anatomically correct“ *kicher*). Hach. Ich leihe mir morgen auf der Arbeit die Bohrmaschine aus und schraube direkt los! Das wird auch meine bereits vorhandenen Billys entlasten, die biegen sich schon ein bisschen unter ihrer Last. Dabei habe ich noch nicht mal alle meine Bücher hier! Teilweise leben die noch bei meinen Eltern. Ich kann es kaum erwarten, die meinem Haushalt wieder einzuverleiben. Die Bücher, nicht meine Eltern. Die sind schon ganz gut aufgehoben, da wo sie sind.

Apropos Eltern. Ich habe neulich beim Lidl ein Wasserspararmaturenset gekauft und gestern damit das Dings am Wasserhahn im Bad ausgetauscht. Ich habe, als braves Kind,  meiner Mama gemailt und ihr das gesagt.Unser Austausch liest sich  so:

Ich:

Ich habe vorhin mit dem Armaturenset vom Lidl einen neuen Dings an meinen Wasserhahn montiert. Der Wasserstrahl hat jetzt keine Schlagseite mehr!

🙂

Sie:

ich bin ja so stolz auf dich. mischdüse heißt das ding, falls dich doch mal einer fragt.
liebe grüße

mama

Apropos Mama. Meine Eltern haben seit etwa drei Monaten Internet, und meine Mutter checkt jetzt schon zweimal täglich ihre E-Mail, schreibt prinzipiell nur klein und bevorzugt Firefox. Wie geil ist das denn?!

So, ich esse jetzt schön gepflegt ein Stücken Himmel & Hölle (Bäckerei Hug! Ihr Teufel! Nachdem ich schon nach Flammenden Herzen und Granatsplittern süchtig war, ist es jetzt Himmel & Hölle!), und ihr dürft euch den Song des Tages anhören. Den bringt uns mal wieder die unvergleichliche Dolly Parton, deren Ausdruck Tough Titty! ich gerne bei allen passenden Gelegenheiten anbringe.

Ach so, das Lied hat auch einen Titel, es heißt Here You Come Again.

Übrigens wird die Beschreibung auf der Internetseite der in Geschmack und Konsistenz perfekt ausbalancierten Köstlichkeit von Himmel & Hölle gerecht!

Alextravaganza, Tag 31

Ralph Lauren: A pox upon your house.

Eigentlich wollte ich euch heute etwas über meine Eltern erzählen, aber weil ich mich schon wieder so sehr über den grassierenden Dickenhass/Magerwahn aufregen muss, blogge ich heute nochmal drüber.

The criticism that Ralph Lauren doesn't want you to see!Ich habe ja schon in der von der Kritik wohlwollend aufgenommenen Alextravaganza 28 über das enorm obszön verphotoshoppte Bild aus einer Ralph-Lauren-Kampagne gesprochen (zu sehen zu Ihrer Linken).  Inzwischen grassiert auch ein zweites Bild im Internet, das jemand in einem australischen Schaufenster abfotografiert hat.

Die unschlaue Reaktion von RL war ja Folgendes: Erst gegen die Blogger vorgehen, die das Bild kritisieren, dann sagen hoppla, vielleicht haben wir doch beim Photoshop ein bisserl übertrieben. Dass es nun ein zweites Bild gibt, legt für mich die Annahme nahe, dass das kein Versehen ist, sondern dass die Bilder so aussehen sollen. Schon das allein bewegt mich zu der Aussage: Ihr Arschlöcher.

Der Kommentar des Unternehmens zu dem ersten Bild, vielmehr zu der Kritik an dem Bild, war mehr als oeinlich:

For over 42 years we have built a brand based on quality and integrity. After further investigation, we have learned that we are responsible for the poor imaging and retouching that resulted in a very distorted image of a woman’s body. We have addressed the problem and going forward will take every precaution to ensure that the caliber of our artwork represents our brand appropriately.

Integrity, my arse.

Auf der Arbeit habe ich, das habe ich vielleicht noch nicht erwähnt, gefühlte 37.000 Feeds im Google Reader. Einer davon ist der Feed der Ärztezeitung, und sogar die war sich nicht zu schade, am Freitag folgende Meldung zu bringen: Supermodel gefeuert – mit 54 Kilo zu dick?

PhotoshopDisasters: Ralph Lauren: The Hits Keep On Coming

Liebe Leute. Ich kann euch gar nicht beschreiben wie sehr mich das aufregt. 1,78 m. 54 Kilogramm. Meint der feine Herr Lauren nicht, dass da mit seinen Mustern was nicht stimmt, wenn die einer Frau mit diesen Maßen nicht passen?

Wenn ich an den BMI glauben und ihn für eine in irgendeiner Weise aussagekräftige Zahl halten würde, könnte ich jetzt auch darauf hinweisen, dass die gute Filippa nach WHO-Richtlinien fest im untergewichtigen Bereich ist. Aber ich glaube nicht an den BMI, dieses Argument darf ich also nicht verwenden.

Leider finde ich einen anderen Artikel nicht mehr, in dem Filippa Hamilton erzählt, dass sie seit acht Jahren mit RL, dem Imperium des Bösen (meine Worte, nicht ihre) zusammenarbeitet, und seither noch nie zugenommen hat.

Acht Jahre? ACHT JAHRE? Lässt das außer mir noch jemandem das Blut gefrieren? Die Tatsache dass Ralph Lauren, a pox upon his house, eine Frau die mit 23 Jahren noch das gleiche wiegt wie als 15-jähriges Kind, dass also das Unternehmen Ralph Lauren so eine Frau ZU FETT findet?

Ich gehe auch davon aus, dass das Model schon mit 15 Jahren 1,78 m groß war, kleiner braucht man es als Model kaum versuchen. Das bedeutet, dass das Mädchen ACHT VERDAMMTE JAHRE untergewichtig war. UND MIT DIESEM UNTERGEWICHT JETZT ZU FETT IST.

Ich bin sprachlos.

Allerdings tut es mir ein bisschen leid, dass ich nicht dünn und reich bin, damit das Unternehmen die gesamte Wucht meiner Entrüstung spüren könnte.

Hier übrigens ein interessanter Link zu einem Artikel, in dem es auch um die Nichte von RL geht – die heute noch an den Folgen ihrer Magersucht leidet, für die sie unter anderem auch das in Modebildern propagierte Schönheitsideal verantwortlich macht: Ralph Lauren Photoshops Supermodel Into Olive Oyl. Das Blog heißt The F-Word, und auch die anderen Artikel sind sehr lesenswert. Schaut euch ruhig mal drauf um, ich warte währenddessen.

Karl Lagerfeld: der gleiche Depp. Manche alten Männer sollten einfach mal den zahnlosen Mund halten und sich lieber die Prostata untersuchen lassen.

Ich bin ja dick, es ist ja bekannt das Leute wie ich den ganzen Tag nur essen (warum wäre ich sonst so fett?!) – aber noch nicht mal ich kann so viel essen, wie ich grad kotzen möchte.

Jetzt haben wir uns alle ein bisschen gute Musik verdient: Nämlich Amy Winehouse und Valerie – und zwar die langsame Version von der Bonus-CD, Deluxe-Version, oder was weiß ich. Jedenfalls ist das die eindeutig bessere Version.

Alextravaganza, Tag 30

Nur noch eine Woche bis Tag X! Wie kann das auf einmal so plötzlich kommen? Meine semi-ultimative Glücksliste.

Nachdem ihr inzwischen wisst, dass ich kein Fan von Schwulenvorurteilen, Dickenvorurteilen, der Farbe Blau und der Bildzeitung bin, will ich euch aber auch ein paar der Sachen mit euch teilen, die ich gern mag.

Eine lange Liste, aber bei weitem nicht vollständig.

Aber zuerst: Platz 8 der Alextravaganza-Charts: (You Make Me Feel Like) A Natural Woman. Wenn es von einem Lied mehrere Versionen gibt, mag ich üblicherweise nur eine davon, die anderen sind immer alle Schrott. Gleichgültigkeit gibt es da nicht. Gut oder scheiße. Ja, ich bin wahrlich die Tochter meiner Mutter!

Bei Natural Woman ist es allerdings anders. Ich liebe es in der Version von Carole King, die es auch geschrieben hat, und in der Version von Aretha Franklin, die ebenfalls prinzipiell unschlagbar gut ist. Deswegen also diesmal beide Versionen; Carole King direkt hier am Start, und am Ende dieses Posts von Aretha Franklin.

Schaut euch übrigens mal den Wikipedia-Eintrag zu Carole King an, ihr werdet staunen, wie viele der besten Songs aller Zeiten ihrer Kreativität entsprungen sind. Viele meiner absoluten Lieblingslieder sind von ihr, und ich finde Tapestry ist eines der besten Alben aller Zeiten.

So.

Genug von Carole King, zurück zu mir. Ich weiß, ich höre mich immer so an als wäre ich nur nörgelig, das ist aber nicht so. Es gibt auch viele Sachen (und Menschen! und Ungreifbares!) die ich sehr gern mag, und die immer ein kleines Flackern des Glücks in mir entzünden.

An guten Tagen wird ein loderndes Feuer draus, an anderen Tagen muss das Flämmchen kämpfen. Aber wirklich ausgegangen ist es noch nie.

Rot.

Sabine.

Katzen.

Fledermäuse.

Weintrauben.

Wind.

Regen.

Lieder die mich beim Autofahren so sehr zum Heulen bringen, dass ich rechts ranfahren muss.

Jemanden anfassen.

Dass ich ein Wunschkind war.

Ohrringe.

Meine gesunden Zähne.

Meinen Bruder Matthias.

Meine Schwägerin Elke.

Zimmerpflanzen.

Mein Bett.

Kaschmirpullis.

Dass mich praktisch jeder gut leiden kann.

Handtaschen.

Vollfettjoghurt ohne alles.

Nagellack.

Michi.

Naddel.

Ulla.

Steve.

Dass ich zwar leicht geknickt bin, mich aber schnell wieder aufrichte.

Spachtelmasse.

Ganz frische Notizbücher.

Listen führen.

Bleistifte kaufen.

Bienenwachskerzen.

Bienen.

Hummeln.

Lavendel.

Den Sonnenaufgang.

Vollmond.

Sternschnuppen.

Orion.

Den Gesang von Nachtigallen.

Elstern.

Lesen.

Nähen.

Seide.

Fensterputzen.

Den Duft von Kastanienblüten.

Enten füttern.

Farbe.

Fabrikbesichtigungen.

Dass ich braune Haare habe.

Hochsteckfrisuren, auch wenn ich keine hinkriege.

Kraken.

Veilchen.

Pfingstrosen.

Wickenblüten.

Ringelblumen.

Kastanien.

In ein frisch bezogenes Bett schlüpfen.

Seesterne.

Schotten.

Mit Freunden kochen und essen.

Richtig gute Chuck-Norris-Witze.

LOLcats.

Meinen Mund.

Dass ich genau weiß, wie mich Frauenzeitschriften manipulieren, und sie trotzdem gerne lese.

„Closer“ von den Nine Inch Nails.

„You’ve Got A Friend“ von Carole King.

Dass ich fast jedes beliebige Gespräch gewinnen kann.

Dass ich gut in meinem Job bin.

So eine Liste sollte man öfter machen. Da kann man jeden Tag sehen, dass man Grund zum Glücklichsein und zur Dankbarkeit hat.