Nie allein

Gestern war ich beim Arzt, und er meinte, ich habe eine „Augenmigräne“. Offensichtlich finden meine Augen Migräne so geil, dass sie ihre eigene haben wollen. Meine Augen sind also nicht nur ziemlich unfähig, sondern auch blöd.

Vorgeschichte: In den letzten vier Wochen hatte ich fast jeden Tag Kopfschmerzen und Schmerzen im linken Auge. Ich sah nur noch verschwommen, und das Auge tat sogar weh, wenn ich so verwegene Manöver durchführte wie etwa das gefürchtete „Nach-links-sehen“. Die Schmerzen UND die Sehstörungen gingen aber mit Schmerztabletten fast ganz weg. Das sollte aber natürlich kein Dauerzustand sein, dass ich schon spätabends vorsorglich eine Tablette nehme, damit ich morgens keine Schmerzen habe.

Glamour-Headshot
Ich stelle mir gerne vor, dass die Migräne in der wunderlichen rechten Stirnhöhle wohnt.

Beim Stichwort Migräne dachte sich dann der Rest meines Körpers „Ey, was die Augen da machen, habe ich schon viel früher und besser gemacht!“ – und hat dann mal so richtig aufgetrumpft, migränetechnisch.

Ich hätte schon stutzig werden sollen, als ich den ganzen Vormittag unruhig war und die ganze Zeit nervös herumfuhrwerkte (Unruhe: 1. Zeichen). Dann hatte ich Lust auf Oliven. Dann auf was Süßes. Dann auf Nudeln mit Pesto. Dann auf was Süßes. (Wirre Fresslust: 2. Zeichen).

Dann hatte ich … Migräne. Kopfschmerzen. Schwindelgefühl. Übelkeit.

Ich habe mich dann „ein paar Minuten lang“ ins Bett gelegt. Das war so kurz nach 16 Uhr.

Hat nichts geholfen.

Tablette genommen.

Nichts geholfen.

Hingelegt.

Mich übergeben.

(Hat auch nicht geholfen.)

Meine Kotzschüssel geholt (Ja, ich habe eine Kotzschüssel. Der Weg zur Toilette ist lang und schwierig, wenn man nicht aufrecht gehen kann und einem schwindlig ist und man die Brille nicht aufhat und kein Licht anmachen kann.).

Hingelegt.

Tablette genommen.

Mich übergeben.

Dritte Decke geholt, weil ich vor Kälte so gezittert habe, dass ich jeden einzelnen Muskel in meinen Beinen gespürt habe.

Mich gefragt, ob ich noch eine Tablette nehmen kann, weil die ersten zwei nicht geholfen haben (zu dem Zeitpunkt war ich mir da schon nicht mehr sicher, wie viele ich überhaupt schon genommen hatte). Wie viel vom Wirkstoff hatte ich schon intus, trotz Erbrechen? Würde eine dritte mich umbringen? Wäre das jetzt überhaupt so schlimm?

Bisschen geweint.

Gehofft, dass die bohrenden, hämmernden Schmerzen jetzt endlich meinen Schädel aufbrechen, damit der Druck in meinem Kopf weggeht.

Mich übergeben.

Eingeschlafen/Bewusstsein verloren.

Irgendwann bin ich wieder aufgewacht (so gegen 23 Uhr?), und die Schmerzen waren weg. Ich war einfach nur erschöpft. Aber noch am Leben!

Und liebe Leute, so oder so ähnlich ist das jedesmal. Ein ganzer Tag verloren, und das einzige, was mir davon bleibt, ist Erschöpfung und die Angst vor dem nächsten Mal. Die Migräne ist immer dabei, egal wo ich hingehe. Einige Jahre lang dachte ich, ich hätte sie im Griff, aber dann hat das Biest die Regeln des Spiels geändert und ich verstehe die einfach nicht.

 

Ein Gedanke zu „Nie allein

  1. Ach, Du Arme. Zum Nicht-allein-sein könnte man sich wahrlich bessere Freunde wünschen als Migräne. 🙁

Kommentare sind geschlossen.