Der Kater und der Krebs

Ich habe schon sehr lange nichts mehr vom Kater erzählt. So ist das halt, wenn das Tier Teil des Alltags wird. Er ist immer noch supergoldig, ich mache immer noch viele Bilder, und meine beste Freundin findet immer noch, das Tier habe einen „Mörderblick“. Pff. So ein Schmarrn.

Kein Fan der Halskrause

Im November war ich mit Louie bei der Tierärztin, um ihn impfen zu lassen. Dabei erwähnte ich, dass der „Knubbel“, der er unter der Haut an der Seite hat (und zwar schon seit er im August 2014 eingezogen ist), sich verändert hat. Vorher war er glatt und rund, jetzt war irgendwie anders. Es stellte sich heraus, dass so etwas bei Katzen immer entfernt werden muss; bösartige Tumore großzügiger als gutartige, aber raus muss so etwas auf jeden Fall.

Um das abzuklären, nahm die Ärztin eine Probe des Knotens – das wurde mit einer Nadel herausgesaugt, was brutaler aussah, als es klingt. Gleichzeitig hat sie Louie auch Blut abgenommen, für die Untersuchung vor der OP.  Das war am 14. Dezember. Schon am 16. Dezember rief sie mich an: In der Gewebeprobe waren „verdächtige Zellen“, der Tumor  war vermutlich bösartig. Also: große Operation. Zum Glück bekamen wir gleich am nächsten Morgen einen OP-Termin. Ich habe das Tier dann hingeschafft – wir waren beide durch den Wind, Louie machte sich Sorgen, weil ich ihm den ganzen Tag und die ganze Nacht ins Fell geweint hatte.

Am späten Nachmittag konnte ich ihn wieder holen, mit einem dicken Verband, einer Halskrause und noch ein bisschen wirr von der Narkose. War alles gut verlaufen, sagt die Tierärztin.

Louie am Tag nach der OP

Sie hatte ihm an die 100 Gramm Gewebe weggeschnippelt, das natürlich auch wieder ins Labor geschickt wurde. Nach ein paar Tagen konnte sie mir bei einer der Kontrolluntersuchungen (die Wunde heilte sehr gut) das Ergebnis mitteilen: bösartig, es war ein Fibrosarkom. Die Rezidivrate liegt bei 50 – 70 %.

Das war am 23. Dezember, Weihnachten war also eigentlich gelaufen.

Ich hatte zwei Optionen: 1. Strahlentherapie, um eventuell versprengte Krebszellen zu vernichten. Die wird zum Beispiel in München angeboten. Das sind 10 bis 15 Behandlungen, an zwei oder drei Terminen in der Woche. Das Tier wird dafür jedesmal betäubt, weil man es mit Argumenten ja nicht vom Stillhalten überzeugen kann.  2. Nichts tun.

Die Wundheilung lief sehr gut, die Tierärztin (die sehr nette Dr. Sonnenschein, mein Kater und ich können sie nur empfehlen) war sehr zufrieden mit ihm. Ich habe den Heilungsfortschritt für Louies Instagram-Fangemeinde dokumentiert, bis schließlich am 8. Januar die letzten Fäden gezogen wurden und er auch die Halskrause ablegen durfte. Hallelujah. (Unter #dailylouie gibt es viele Bilder von ihm, aber auch von einem mir unbekannten Hund.)

Insgesamt war er sehr brav und hat auch ohne den verhassten Kragen die Wunde/Naht/Narbe in Ruhe gelassen.  Als er endlich wieder frei war, hat er gleich alle Schlafpositionen ausprobiert, die mit dem Kragen nicht klappten, und ist überall hin, wo er vorher nicht hinkam (unters Sofa, hinters Büroregal …). Und endlich konnte er auch wieder aufs Fensterbrett springen, ohne hängenzubleiben! Ein freudiger Tag.

Endlich frei

Jetzt muss nur noch Fell über die Sache wachsen.

Ich habe jedenfalls über die Feiertage hin und her überlegt (ok, hauptsächlich habe ich dem Kater die Halskrause vollgeflennt) und mich schließlich dazu entschieden, nichts zu machen.

Louie ist fast 14 Jahre alt. Ich bin sicher, dass es ihm kein besseres Leben verschafft, wenn ich ich zwei- oder dreimal die Woche nach München schleppe, betäuben und bestrahlen lasse.  Ich werde ihn jetzt nach Strich und Faden verwöhnen und ihm sein Leben, so lange wie es eben noch dauert, so schön wie möglich machen. Und wenn es sein muss, gehe ich mit ihm zur Dr. Sonnenschein und lasse ihn einschlafen.

Obwohl ich mit Tieren aufgewachsen bin und weiß, dass sie irgendwann sterben, und dass man sie manchmal auch einschläfern lassen muss, ist das nicht leicht.

Klar war er schon älter, als ich ihn bekommen habe. Natürlich hätte ich wissen müssen, dass wir vielleicht weniger Zeit haben als wenn ich ihn schon als Kätzchen bekommen hätte.

Aber ich fühle mich trotzdem vage vom Schicksal betrogen.