Archiv der Kategorie: Leben

Die Schraube (in Wort und Bild)

Tja, jetzt ist es also soweit: Die legendäre Schraube ist raus. Und es hat sich schon am Tag vorher herausgestellt, dass ich die ganze Zeit furchtbar falsch lag.

Ich dachte ja die ganze Zeit, bei der Operation hätte ich ans Wadenbein eine Platte bekommen, die den zerbrochenen Schmodder zusammenhält. Außerdem eine Schraube, die den auseinandergeplatzten Knöchel zusammenhält (nicht vergessen, ein Teil des Knöchels war aus dem Körper rausgeplatzt!)

Ein Blick auf das Röntgenbild verrät uns aber: Die Schraube war mitnichten im Knöchel, sondern sie hat die Platte mit den Wadenbeinfragmenten am Schienbein stabilisiert. Rückblickend sehr sinnvoll und auch eigentlich logisch. Naja.

 

Am Dienstag hatte ich einen der inzwischen fast schon beliebten Arzttermine im Krankenhaus. Es wurde ein Röntgenbild gemacht, der liebe Dr. Bahr hat sich das Bein von außen angesehen, und es war alles klar für eine Entfernung der Schraube am nächsten Tag.

Jedenfalls hat mir der Arzt erklärt, wie das mit dem Entfernen abläuft: Cast runter, Arbeitsbereich desinfizieren, abdecken, Spritze zur örtlichen Betäubung, kleiner Schnitt am rechten Ort, Schraube rausschrauben, zunähen, Cast wegwerfen, fertig. Gar kein großes Ding.

Ja.

Stimmt auch.

Für IHN.

Für mich war es so: Morgens früh aufwachen, mit leichter Übelkeit. Stundenlanges Suchen nach Schuhen, die auch über den rechten Klumpfuß passen. Warten auf Abholdienst (dieses Mal: mein Chef). Fahrt ins Krankenhaus, Anmelden bei der Notaufnahme, zum Operationsraum krücken, auf OP-Liege hüpfen, desinfiziert werden, abgeklebt werden, betäubt werden, starke Missempfindung haben beim Einmassieren des Anästhetikums, aufgeschnitten werden, immense Schmerzen haben beim Schraubenentfernen, das Rausschrauben live im Röntgengerät verfolgen können, starke Schmerzen beim Zunähen haben, dick verbunden werden, Schuhe angezogen (geht schwerer als es klingt, wenn man den Fuß nicht bewegen kann).

Da stand ich dann und hatte vergessen, wie man auf zwei Beinen läuft. Dem Arzt war’s wurscht, der hat mich vom OP-Raum bis zur Rezeption der chirurgischen Ambulanz laufen lassen. Ich soll den Fuß jetzt nämlich wieder belasten, möglichst voll. Dass das nicht wirklich sofort funktioniert, das weiß er natürlich auch. Es ist ziemlich kompliziert, weil ich den Fuß ja gleichzeitig belasten und bewegen muss, und das haut noch nicht so hin.

Im Knöchel fühlt sich alles ganz falsch an; ich kann ihn nur unbefriedigend bewegen und bei Belastung fühlt es sich so an, als würde die Innenseite gleich aufplatzen. Ich gehe davon aus, dass sich das noch gibt.

Im Moment tut es noch furchtbar weh, und ich habe an strategischen Orten die hochdosierten Schmerzmittel deponiert und für alle Fälle meinen Kotzeimer unter Bett stehen, damit ich nachts bei Schmerzbrechreiz nicht auch noch quer durch die Wohnung humpeln muss.

Und das hier ist übrigens die legendäre Schraube:

 

Nur drei Zentimeter lang – im Bild oben sieht die viel länger aus, oder? Die roten Spuren daran sind … Teile von mir.

In zwei Wochen muss ich wieder hin, Faden ziehen lassen. Und ich habe ein Rezept für Krankengymnastik. Ich bin froh, dass bisher alles wohl super gelaufen ist, aber ich wünschte, es wäre alles schon wieder vorbei.

Bin aktuell noch der 4square-Mayor des Krankenhauses. Yay.

Zum Kotzen! – Weltfrauentag 2012

Meine erste Onlinetätigkeit des Tages ist normalerweise der Blick in meinen Google Reader. Heute fiel mir beim Aufrufen der Seite natürlich als erstes das Googledoodle ins Auge: Es ist Weltfrauentag.

Ich bin ein großer Fan der Googledoodle. Das bedeutet nicht, dass mir jedes Doodle gefällt, aber ich mag den Gedanken dahinter, dass man manche Tage auch optisch hervorhebt. Heute allerdings machte sich leichtes Missfallen breit, das dann später zu mittlerem Missfallen anschwoll. Weshalb? Deshalb:

Hübsch, oder? Da haben sie ganz findig mal das hässliche Männerblau gegen schön weibliches Lila getauscht, dazu noch ein Blümchen reingestrickt (chicks dig flowers, right?!) und dem Ganzen noch die entspannen-harmlose Optik einer Kinderbuchillustration gegeben. Bravo. Da hat sich ja mal jemand echt in die Bedeutung des Internationalen Frauentages vertieft!

Auf Twitter hauen mir die vielen Unternehmensaccounts, denen ich folge, einen Weltfrauentagsrabattcoupon nach dem anderen um die Ohren. Ich finde auch das ein bisschen daneben und äußere das auf Twitter:

Als nächstes sehe ich nach, was sich auf Facebook in den letzten Stunden  so getan hat, und siehe da: Auch auf FB ist Weltfrauentag! Frohlocket! Die Statusmeldungen dazu teilen sich in die Kategorien „Glückwünsche“, „Wir hängen unser Marketing am Thema des Tages auf“, „Wir tun mal engagiert“ und „random wtfuckery“.

Ich zeige euch mal einen vielleicht nicht gerade repräsentativen Querschnitt, aber zumindest einige (wenige!) der Einträge – und bitte bedenkt, dass ich die zwischen 9 und 10 Uhr gesammelt habe. Da könnte also noch theoretisch noch einiges dazukomme, wenn ich denn in der Praxis Lust hätte, mir das noch länger anzutun. Sehe ich aber nicht kommen.

 

Calida wünscht allen Frauen einen tollen Tag, zumindest denen, die Calida tragen oder für das Unternehmen arbeiten. Es wird vor allem den Frauen gratuliert, die Bindestriche ablehnen.

Vichy gratuliert all denen, die sich diesen Frauentag verdient haben! Selbstverständlich sind das nur die wunderschönen Vichy-Fans!

Schlicht und schnörkellos: Frauentag? Super, dann kauf was, auf dem ein Frauenname drauf steht! Mit Herz vorne drauf!

Biotherm meint’s gut. Am Weltfrauentag geht es allerdings nicht darum, dass man der Tochter fürs Aufräumen dankt, sondern dass man ihr einen anständigen Lohn zahlt, dass sie die gleichen Rechte wie Männer hat, dass man sie nicht allein deswegen als minderwertig betrachtet, weil sie eben eine Frau ist. Aber klar, sich mal bedanken ist ja fast genauso gut!

 

Das verlinkte Video: Global Women’s Rights.

 

Was so toll an der Bild-Aktion sein soll, verstehe ich nicht, das ist sogar als Marketing-Gag brutal lahm. Aber egal.

Meine. Fresse. Es ist kein Geheimnis, dass ich Handtaschen mag – und sogar ich fühle mich von diesem Mist vor den Kopf gestoßen: „Frauen und Handtaschen sind untrennbar verbunden“ …. „Glamour und Taschen kann frau nie genug haben!“ … und dann der Link zum Weltfrauentag mit dem Stichwort Wahlrecht … na gut, wer das Wahlrecht hat, hat sonst kaum noch Probleme, und gleich das nächstwichtigste sind Glamour und Handtaschen. Interpretiere ich da was rein?

 

Liebes Drachenfels Design & Heartbreaker, du hast nicht genau verstanden, um was es beim Weltfrauentag geht, oder? P.S.: Bitte bemühe in Zukunft ein Rechtschreibprogramm.

 

Oh, ich weiß nicht, vielleicht weil es so tolle Sachen wie Vergewaltigung, genitale Verstümmelung, Entrechtung, finanzielle Benachteiligung, sexuelle Ausbeutung gibt? Ach, ihr meint mehr sowas wie Nagellack, Lipgloss und High Heels? Sorry. My bad.

 

Hier könnte ich echt mehr Kotzen als ich heute schon gegessen habe. Das ist ein typischer Fall von „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“.

„Wir Mädels haben Rosen vom Chef bekommen“. Geile Sache. Liebe Jessica, weißt du, wie erwachsene Mädels heißen? Frauen. Wenn du dich als Mädel bezeichnest, brauchst du dich nicht wundern, wenn dich keiner wie eine Erwachsene behandelt. Ich kenne deinen Chef nicht, der ist bestimmt ganz nett, aber ehrlich: Nur weil er euch Mädels mal Blumen schenkt, macht ihn das nicht automatisch zu einem guten Chef. Mein Chef hat mir heute zwar keine Rosen geschenkt, aber er respektiert mich als Mensch und als Mitarbeiterin, und er bezahlt mich anständig. Darüber kannst du mit deinem tollen Blumenstrauß natürlich nur lachen.

Und warum fragst du nach dem Chef, dem Freund oder dem Mann deiner Leserinnen, eurer Kunden? Weißt du, manche Menschen haben sogar Chefinnen! Und manche Frauen haben Freundinnen und Partnerinnen! Dürfen die auch Blumen verschenken? Manche Frauen haben keinen Freund oder Mann! Von wem sollen die ihre Blumen bekommen?

Versteh mich nicht falsch: Blumen sind super, und ich bin sehr für das Verschenken (und noch mehr für das Bekommen!) von Sträußen. Aber es wäre wichtiger, wenn dein Chef dein berufliches Fortkommen und deine persönliche Entwicklung unterstützt, wenn er dafür sorgt, dass du Beruf und Familie unter einen Hut bekommt, dass er sexuelle Belästigung in deinem Unternehmen nicht zulässt … solche Kleinigkeiten eben.

Wusstest du übrigens, dass eine der wichtigsten Aufgaben des Frauentags war, auf das Frauenwahlrecht hinzuwirken? Das durften wir früher nämlich nicht. Das ist dir bestimmt egal, und vielleicht gehst du ja gar nicht mal wählen. Muss man ja auch nicht, wir Frauen verstehen diese Politiksache ja nicht so gut, und es betrifft uns ja auch kaum …

Niedlich an deinem Beitrag finde ich, dass es so rührend naiv wirkt, das mögen wir Frauen ja. Das hast du gut gemacht.

Liebe Grüße,

deine Alexandra (Frau mit Wahlrecht)

 

Generell würde ich mir auch echt wünschen, die Firmen ließen ihre Accounts von Leuten (vorzugsweise von gut bezahlten Frauen) pflegen, die sich

1. über die Sache kundig machen, über die sie schreiben;

2. rudimentäre Kenntnisse in Rechtschreibung angeeignet haben und diese auch anwenden;

3. ein bisschen Mühe geben, wenn sie solche Anlässe als Aufhänger für ihre Werbung verwenden.

 

Und hier ist eine sehr schöne, schlichte, für alle Geschlechter verständliche Bilderstrecke von brigitte.de: Frauen in Zahlen.

Um mich abzuregen, mache ich mir jetzt eine Tasse Frauentee.

Das Jahr in Zitaten (mit Fuß-News)

Das Zitat kommt heute etwas später, weil ich euch gleichzeitig auf den neuesten Fuß-Stand bringen möchte. Ja, ich höre praktisch schon euer Jubeln.

 

I never drink water because of the disgusting things that fish do in it.

W. C. Fields

Können wir das also für heute auch wieder abhaken.

Gut, genug der Zitate, jetzt wieder zu mir. Ich hatte heute wieder einen Termin im Krankenhaus, zur Fußkontrolle. Das ging so: Längere Wartezeit, Fuß beim Arzt vorzeigen, lange damit beschäftigt sein, ein Rezept (für die Heparinspritzen, die ich mir täglich geben muss), eine Arbeitsunfähigjkeitsbescheinigung und einen neuen Termin zu bekommen.

Der Arzt ist sehr zufrieden mit den abgeheilten Nähten und generell mit dem Zustand des Fußes. Ich mache mir zwar Sorgen, weil der immer noch nicht komplett abgeschwollen, dafür aber noch ein bisschen pelzig ist, das scheint bei einer so schweren Verletzung aber nicht unüblich zu sein. Der Arzt hat mich in diesem Zusammenhang auch darauf vorbereitet, dass der Fuß wahrscheinlich eh nie mehr so wird wie vorher.

Das hab ich nun davon, dass meine schlanken Knöchel das einzige an mir waren, das ich wirklich schön fand. Tja.

In zwei Wochen muss ich noch einmal hin, dann wird das Gelenk wieder geröntgt, und wenn alles so ist, wie es sein soll, dann wird am nächsten Tag die Schraube rausgemacht. Und ich darf den Cast dann endgültig ablegen.

Zwei Wochen. Das krieg ich jetzt auch noch rum!

Edit: Gerade habe ich diesen Beitrag zur Thematik „Hinfallen auf Glatteis“ gefunden. Damals war ich besser im Bloggen, aber offensichtlich unblutige Hinfall-Anfängerin 😀

Was ich noch vergessen habe (mit Shoutout für Lachenmair IT-Consulting!)

Ich habe total vergessen, warum ich eigentlich gestern so ausgiebig bloggen konnte! Das liegt nämlich nicht nur daran, dass ich wieder daheim bin.

Heute war ich im Krankenhaus, um die Fäden ziehen zu lassen. War unangenehm, aber erträglich. Gips, besser gesagt Cast habe ich keinen neuen bekommen, und geröntgt wurde die Chose auch nochmal. Warum auch nicht, geht ja alles auf die BG! Da kann man schon mal großzügig alles machen lassen.

Unschön fand ich nur: Ich mache mir Sorgen, weil der Fußrücken noch sehr pelzig ist (mit Tendenzen zum Schmerzhaften). Das habe ich angesprochen, die fadenziehende Ärztin meinte nur, vollkommen unbeeindruckt: „Ja, das kann schon sein, dass der Nerv hin ist“.

Dislike.

Jetzt aber: Ich habe in letzter Zeit auch deswegen so ungern gebloggt, weil der Laptop (Dell, Jahrgang 2004) einfach nicht mehr gut funktionierte. Alles was ein bisschen aufwändig war, ach was, ALLES ging nur noch unglaublich langsam. Das ist auch für den Benutzer sehr anstrengend. Ich habe also in den sauren Apfel gebissen und einen neuen angeschafft.

Der Apfel war aber nicht sooo sauer, denn ich habe einfach einen Profi um Hilfe gebeten, und zwar den unschlagbaren Peter Lachenmair von Lachenmair IT-Consulting. Preisrahmen genannt (dank unserer langen Bekanntschaft weiß er ja, was ich brauche), und zack! Angebote im Posteingang gehabt.

Und Peter hat mir den Laptop trotz des wüsten Wetter vorbeigebracht, installiert, Daten migriert usw. Einfach perfekt. Da macht das Bloggen wieder Spaß!

Oh, hier, für die Nerds mehr Infos zum Laptop: Es ist ein Asus, und außen hat er so einen Art Hahnentrittstruktur.

 

Was mit mir passiert ist …

Liebe Leser, ihr wundert euch vielleicht (hoffentlich!), warum ihr so lange nichts mehr von mir gehört habt, nachdem es ja mit dem Jahr in Zitaten durchaus diszipliniert und verlässlich voranging. Die Antwort: Mich hielt nicht meine Faulheit und auch kein Rechnerproblem vom Bloggen ab, sondern ein Krankenhausaufenthalt. Ich hatte nämlich einen kleinen Unfall.

Also, das war so: Am 1. Februar wollte mich mein Kollege HP abends mitnehmen – er wohnt in der gleichen Straße wie ich und war mit dem Auto da. Auf dem Weg zum Auto bin ich ausgerutscht und hingefallen, und mein Knöchel tat so sehr weh, dass ich gar keine Luft mehr bekam. Ich konnte nicht mehr aufstehen – hatte aber noch genügend Geistesgegenwart, meinen geliebten Ring in die Handtasche zu stecken, damit zumindest dem nix passiert -, versuchte aber natürlich trotzdem, ob ich nicht irgendwie hochkommen würde. Klappte nicht.

Kollege HP, Kollegin GK (die außer uns die letzte im Büro war) und ein namenloser Anwohner (der angeblich schon den ganzen Tag darauf gewartet hatte, dass was passiert) bugsierten mich dann ins Auto. Kollege HP fuhr mich dann ins Krankenhaus, schaffte mich in einem Rollstuhl in die Notaufnahme, und dann wurde alles ganz schlimm. Bis dahin war es mir noch reichlich unangenehm, HPs Pläne für den Abend vergeigt zu haben, aber dann war ich eigentlich nur noch froh, dass ich nicht alleine war. Bei der Anmeldung in der Notaufnahme wird man echt viel gefragt, so knifflige Sachen wie die eigene Telefonnummer oder die zuständige Berufsgenossenschaft (war ja ein Arbeitsunfall!) Das ist alles nicht so einfach, wenn man nicht genau weiß, ob man vor Schmerzen Todesangst oder einen Todeswunsch hat.

Ich rate euch, gleich morgen herauszufinden, welche Berufsgenossenschaft für euch zuständig ist, dann geht das in solchen Fällen viel geschmeidiger ab. Wenn ihr euch im Notfall daran erinnern könnt. Ich wusste eigentlich nur aus Zufall, wer da für unseren Betrieb zuständig ist, weil ich ein oder zweimal mit denen telefoniert hatte, mit dem netten Herrn Balke mit der herb-dominanten Stimme. Mroawr.

Dann mussten wir ewig warten, zumindest fühlte es sich so an. Eine halbe Stunde war es auf jeden Fall, könnte auch eine Stunde gewesen sein. Doch, ich denke, eine Stunde kommt hin. Inzwischen tauchte auch Kollegin GK auf, um sich umzusehen. Jedenfalls erschien dann ein eher angelaschter Assistenzarzt und wollte, dass ich ihm folge. Er verschwand sofort, aber HP konnte mich trotzdem zu ihm hinchauffieren. Damit er sich meinen Knöchel ansehen konnte, hätte ich meinen Stiefel ausziehen sollen (was lustigerweise Kollegin GK von Anfang an wollte, um einen kühlenden Umschlag mit Geschirrtuch und Schnee anbringen zu können – in mir hat sich aber alles gegen das Stiefelausziehen gesträubt). Ich sagt ihm, dass ich den Stiefel keinesfalls ausziehen könne, weil das zu sehr weg tue. Er meinte darauf ganz bedrohlich, dann müsse er den Stiefel halt aufschneiden. War mir recht.

Er schneidet den guten Deichmannstiefel also auf, ich seh runter, und ich höre mich noch jetzt selber sagen: „Habe ich heute so rote Socken angezogen?“

Nein. Hatte ich nicht.

Danach überkam den Arzt doch eine erfreuliche Motivation, und es ging alles sehr schnell. Ich habe nicht mehr sehr viel mitbekommen, weil die mich gleich (nachdem wohl tatsächlich jemand ein kooperatives Blutgefäß gefunden hatte) ein bisschen mit Schmerzmittel versorgt haben. Es wurde ein bisschen über eine Vollnarkose geplaudert, da hatte ich ja schon mal vor Jahren eine und habe die enorm gut vertragen. Allerdings wusste ich nicht, was und wann ich zu Mittag gegessen hatte – aber auch da konnte Kollege HP weiterhelfen. Ich wusste das in dem Moment echt nicht mehr.

Dann wurde ich schnell und effizient ausgezogen (obenrum) und mir blitzschnell so ein Krankenhauskittel übergeworfen. Danach zog mir jemand unglaublich geschmeidig die Hose aus (Jeansleggings! So gut war ich den ganzen Tag noch nicht aus dem Teil gekommen!). Ich war eigentlich nur froh, dass die nicht runtergeschnitten werden musste, das war das erste Mal, dass ich die anhatte.

Ich konnte leider nicht herausfinden, wer der Hosenprofi war und ob er noch Single ist. Naja. Und meine rechte Socke ist auch verschwunden, aber a bisserl Schwund is ja immer.

Kollege HP verabschiedete sich verständlicherweise – erstens bezahlen wir ihm bei weitem nicht genug, um mich ohne Kleidung zu sehen, und außerdem stand da schon fest, dass ich operiert und im Krankenhaus bleiben würde.

Dann wurde ich auch schon in den OP gerollt – oder zumindest irgendwohin, es war 19:45 Uhr. Mehr weiß ich nicht mehr.

Irgendwann wurde ich dann in ein Zimmer gerollt, die Schwester wollte wissen, was ich in den nächsten Tagen essen möchte. Natürlich war mir das vollkommen egal, aber diese Schwestern sind ja hardcore und geben nicht nach. Da war es schon nach Mitternacht.

Die nächsten Stunden waren eigentlich nur Elend und Erbrechen, ich konnte nichts bei mir behalten. War nicht schön, und ich fand mich auch gleich ganz hutzelig vor Austrocknung – Mund, Lippen, Haut …Das ging auch am Freitag noch so, dann wurde es langsam besser. Richtig aufgehört hat das mit der Übelkeit erst, als ich nach ein paar Tagen keine Schmerzmittel und Antibiotika mehr per Infusion erhielt.

Am Tag nach der Operation hat mich der Oberarzt besucht und mir erzählt, was da überhaupt war: Offener Sprunggelenksbruch am rechten Bein. Mein Innenknöchel war komplett aus dem Körper geplatzt, war aber noch so weit in Ordnung, dass sie ihn wohl einfach wieder reinstopfen konnten. Mein Knöchel wird jetzt von einer Schraube zusammengehalten.

Er hat auch betont, wieviel schöner die Naht an seinem Schnitt ist als an meiner Risswunde (ehrlich, man sieht keinen Unterschied, außer das sein Schnitt viel länger ist; die Stiche sehen eh total schludrig aus in diesem blöden schwarzen Garn). Oh, sein großer Schnitt ist übrigens auf der Außenseite meines Beines, und der war nötig, weil ich mir auch noch das Wadenbein gebrochen habe. Fünffach (sein Ausdruck war „Hackepeter“, scheint Arztjargon zu sein, ich werde das bei Gelegenheit nachschlagen). Das wird jetzt von einer langen Platte zusammengehalten.

Tja. Wegen guter Führung Weil alles so schön heilt und die Physiotherapeutin so schön mit mir das Laufen auf Krücken geübt hat, durfte ich schon am Freitag (also dem 10.) nach Hause gehen. Jetzt sitze ich hier und wundere mich, wie schnell sowas gehen kann – gestern noch ohne großes Nachdenken Treppen gestiegen, und heute ist alles ganz anders.

Ich muss mir jeden Tag eine Spritze geben (Thrombosevorbeugung); morgen muss ich nochmal ins Krankenhaus, zur Kontrolle, zum Fädenziehen, und für einen neuen Gips; ich darf den Fuß sechs Wochen lang nicht belasten, dann kommt der Gips weg und die Schraube raus; danach darf ich den Fuß „langsam krankengymnastisch beüben“, wie es im Arztbrief heißt und was hoffentlich einfaches vorsichtiges Gehen beinhaltet; und nach sechs Monaten wird die Platte wieder entfernt.

Eigentlich hätte ich hier gern ein aufregendes Röntgenbild eingebaut, aber ich habe die Aufnahmen nicht mit nach Hause bekommen, weil ich ja im Krankenhaus weiterbehandelt werde. Ich frage morgen trotzdem mal nach. Zur Entschädigung zeige ich euch ein Bild des aktuellen Gipsverbands:

 

 

Der ist aufgeschnitten, weil die Ärzte bei der Visite jeden Tag die Nähte begutachtet haben. Außerdem wurde der Verband natürlich ab und zu gewechselt und der Fuß gewaschen.

 

Lustige Anekdote: Ich habe ja so „schlechte“ Venen, dass Blutabnahme (das Übliche) und das Legen eines Zugangs für Infusionen (diesmal, hab ich ja nicht so oft) sehr schwierige Unternehmen sind. Natürlich lief auch eine der ersten Schmerzmittelinfusionen nicht in die Ader, sondern in das Gewebe, und meine Hand sah dann aus wie ein Ballon. Nachdem die Nadel draußen war, lief die Flüssigkeit aus dem Gewebe einfach wieder heraus, aus dem Einstichloch.

Zum ersten Mal habe ich übrigens Partei für meine „schlechten Venen“ ergriffen. So schlecht können sie ja nicht sein, wenn sie mein Leben lang kompetent und ohne sich zu beschweren ihre Aufgabe erfüllt haben. Dass Ärzte und Schwestern sie nicht finden können, ist NICHT die Schuld meiner Venen! Das sage ich jetzt jedes Mal, wenn die Leute über meine Venen nörgeln.

Das Bild habe ich übrigens mit dem Handy gemacht, dass ich tatsächlich im Krankenhaus behalten durfte. Die Schwester meinte, man könne das kaum verbieten, da sowieso mindestens jeder Zweite sein Handy dabeihabe (und offensichtlich nix Schlimmes passiert). Allerdings war ich auch nicht in einem Raum mit empfindlicher Elektronik, sondern einfach auf der chirurgischen Station.