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Hardware-Update

Tja, jetzt ist es also soweit: Die Metallplatte wird endlich entfernt. Nächsten Dienstag bin ich dran.

Ihr erinnert euch: Bei einem Sturz am 1. Februar 2012 habe ich mir das Sprungelenk gebrochen. Mein Wadenbein habe ich mir dabei fünffach gebrochen, weswegen es mit einer kleinen festgeschraubten Metallplatte fixiert wurde. Es ist alles an sich gut verheilt, aber ganz wie neu wird das Gelenk wohl nicht mehr werden.

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Die Schraube (in Wort und Bild)

Tja, jetzt ist es also soweit: Die legendäre Schraube ist raus. Und es hat sich schon am Tag vorher herausgestellt, dass ich die ganze Zeit furchtbar falsch lag.

Ich dachte ja die ganze Zeit, bei der Operation hätte ich ans Wadenbein eine Platte bekommen, die den zerbrochenen Schmodder zusammenhält. Außerdem eine Schraube, die den auseinandergeplatzten Knöchel zusammenhält (nicht vergessen, ein Teil des Knöchels war aus dem Körper rausgeplatzt!)

Ein Blick auf das Röntgenbild verrät uns aber: Die Schraube war mitnichten im Knöchel, sondern sie hat die Platte mit den Wadenbeinfragmenten am Schienbein stabilisiert. Rückblickend sehr sinnvoll und auch eigentlich logisch. Naja.

 

Am Dienstag hatte ich einen der inzwischen fast schon beliebten Arzttermine im Krankenhaus. Es wurde ein Röntgenbild gemacht, der liebe Dr. Bahr hat sich das Bein von außen angesehen, und es war alles klar für eine Entfernung der Schraube am nächsten Tag.

Jedenfalls hat mir der Arzt erklärt, wie das mit dem Entfernen abläuft: Cast runter, Arbeitsbereich desinfizieren, abdecken, Spritze zur örtlichen Betäubung, kleiner Schnitt am rechten Ort, Schraube rausschrauben, zunähen, Cast wegwerfen, fertig. Gar kein großes Ding.

Ja.

Stimmt auch.

Für IHN.

Für mich war es so: Morgens früh aufwachen, mit leichter Übelkeit. Stundenlanges Suchen nach Schuhen, die auch über den rechten Klumpfuß passen. Warten auf Abholdienst (dieses Mal: mein Chef). Fahrt ins Krankenhaus, Anmelden bei der Notaufnahme, zum Operationsraum krücken, auf OP-Liege hüpfen, desinfiziert werden, abgeklebt werden, betäubt werden, starke Missempfindung haben beim Einmassieren des Anästhetikums, aufgeschnitten werden, immense Schmerzen haben beim Schraubenentfernen, das Rausschrauben live im Röntgengerät verfolgen können, starke Schmerzen beim Zunähen haben, dick verbunden werden, Schuhe angezogen (geht schwerer als es klingt, wenn man den Fuß nicht bewegen kann).

Da stand ich dann und hatte vergessen, wie man auf zwei Beinen läuft. Dem Arzt war’s wurscht, der hat mich vom OP-Raum bis zur Rezeption der chirurgischen Ambulanz laufen lassen. Ich soll den Fuß jetzt nämlich wieder belasten, möglichst voll. Dass das nicht wirklich sofort funktioniert, das weiß er natürlich auch. Es ist ziemlich kompliziert, weil ich den Fuß ja gleichzeitig belasten und bewegen muss, und das haut noch nicht so hin.

Im Knöchel fühlt sich alles ganz falsch an; ich kann ihn nur unbefriedigend bewegen und bei Belastung fühlt es sich so an, als würde die Innenseite gleich aufplatzen. Ich gehe davon aus, dass sich das noch gibt.

Im Moment tut es noch furchtbar weh, und ich habe an strategischen Orten die hochdosierten Schmerzmittel deponiert und für alle Fälle meinen Kotzeimer unter Bett stehen, damit ich nachts bei Schmerzbrechreiz nicht auch noch quer durch die Wohnung humpeln muss.

Und das hier ist übrigens die legendäre Schraube:

 

Nur drei Zentimeter lang – im Bild oben sieht die viel länger aus, oder? Die roten Spuren daran sind … Teile von mir.

In zwei Wochen muss ich wieder hin, Faden ziehen lassen. Und ich habe ein Rezept für Krankengymnastik. Ich bin froh, dass bisher alles wohl super gelaufen ist, aber ich wünschte, es wäre alles schon wieder vorbei.

Bin aktuell noch der 4square-Mayor des Krankenhauses. Yay.

Was mit mir passiert ist …

Liebe Leser, ihr wundert euch vielleicht (hoffentlich!), warum ihr so lange nichts mehr von mir gehört habt, nachdem es ja mit dem Jahr in Zitaten durchaus diszipliniert und verlässlich voranging. Die Antwort: Mich hielt nicht meine Faulheit und auch kein Rechnerproblem vom Bloggen ab, sondern ein Krankenhausaufenthalt. Ich hatte nämlich einen kleinen Unfall.

Also, das war so: Am 1. Februar wollte mich mein Kollege HP abends mitnehmen – er wohnt in der gleichen Straße wie ich und war mit dem Auto da. Auf dem Weg zum Auto bin ich ausgerutscht und hingefallen, und mein Knöchel tat so sehr weh, dass ich gar keine Luft mehr bekam. Ich konnte nicht mehr aufstehen – hatte aber noch genügend Geistesgegenwart, meinen geliebten Ring in die Handtasche zu stecken, damit zumindest dem nix passiert -, versuchte aber natürlich trotzdem, ob ich nicht irgendwie hochkommen würde. Klappte nicht.

Kollege HP, Kollegin GK (die außer uns die letzte im Büro war) und ein namenloser Anwohner (der angeblich schon den ganzen Tag darauf gewartet hatte, dass was passiert) bugsierten mich dann ins Auto. Kollege HP fuhr mich dann ins Krankenhaus, schaffte mich in einem Rollstuhl in die Notaufnahme, und dann wurde alles ganz schlimm. Bis dahin war es mir noch reichlich unangenehm, HPs Pläne für den Abend vergeigt zu haben, aber dann war ich eigentlich nur noch froh, dass ich nicht alleine war. Bei der Anmeldung in der Notaufnahme wird man echt viel gefragt, so knifflige Sachen wie die eigene Telefonnummer oder die zuständige Berufsgenossenschaft (war ja ein Arbeitsunfall!) Das ist alles nicht so einfach, wenn man nicht genau weiß, ob man vor Schmerzen Todesangst oder einen Todeswunsch hat.

Ich rate euch, gleich morgen herauszufinden, welche Berufsgenossenschaft für euch zuständig ist, dann geht das in solchen Fällen viel geschmeidiger ab. Wenn ihr euch im Notfall daran erinnern könnt. Ich wusste eigentlich nur aus Zufall, wer da für unseren Betrieb zuständig ist, weil ich ein oder zweimal mit denen telefoniert hatte, mit dem netten Herrn Balke mit der herb-dominanten Stimme. Mroawr.

Dann mussten wir ewig warten, zumindest fühlte es sich so an. Eine halbe Stunde war es auf jeden Fall, könnte auch eine Stunde gewesen sein. Doch, ich denke, eine Stunde kommt hin. Inzwischen tauchte auch Kollegin GK auf, um sich umzusehen. Jedenfalls erschien dann ein eher angelaschter Assistenzarzt und wollte, dass ich ihm folge. Er verschwand sofort, aber HP konnte mich trotzdem zu ihm hinchauffieren. Damit er sich meinen Knöchel ansehen konnte, hätte ich meinen Stiefel ausziehen sollen (was lustigerweise Kollegin GK von Anfang an wollte, um einen kühlenden Umschlag mit Geschirrtuch und Schnee anbringen zu können – in mir hat sich aber alles gegen das Stiefelausziehen gesträubt). Ich sagt ihm, dass ich den Stiefel keinesfalls ausziehen könne, weil das zu sehr weg tue. Er meinte darauf ganz bedrohlich, dann müsse er den Stiefel halt aufschneiden. War mir recht.

Er schneidet den guten Deichmannstiefel also auf, ich seh runter, und ich höre mich noch jetzt selber sagen: „Habe ich heute so rote Socken angezogen?“

Nein. Hatte ich nicht.

Danach überkam den Arzt doch eine erfreuliche Motivation, und es ging alles sehr schnell. Ich habe nicht mehr sehr viel mitbekommen, weil die mich gleich (nachdem wohl tatsächlich jemand ein kooperatives Blutgefäß gefunden hatte) ein bisschen mit Schmerzmittel versorgt haben. Es wurde ein bisschen über eine Vollnarkose geplaudert, da hatte ich ja schon mal vor Jahren eine und habe die enorm gut vertragen. Allerdings wusste ich nicht, was und wann ich zu Mittag gegessen hatte – aber auch da konnte Kollege HP weiterhelfen. Ich wusste das in dem Moment echt nicht mehr.

Dann wurde ich schnell und effizient ausgezogen (obenrum) und mir blitzschnell so ein Krankenhauskittel übergeworfen. Danach zog mir jemand unglaublich geschmeidig die Hose aus (Jeansleggings! So gut war ich den ganzen Tag noch nicht aus dem Teil gekommen!). Ich war eigentlich nur froh, dass die nicht runtergeschnitten werden musste, das war das erste Mal, dass ich die anhatte.

Ich konnte leider nicht herausfinden, wer der Hosenprofi war und ob er noch Single ist. Naja. Und meine rechte Socke ist auch verschwunden, aber a bisserl Schwund is ja immer.

Kollege HP verabschiedete sich verständlicherweise – erstens bezahlen wir ihm bei weitem nicht genug, um mich ohne Kleidung zu sehen, und außerdem stand da schon fest, dass ich operiert und im Krankenhaus bleiben würde.

Dann wurde ich auch schon in den OP gerollt – oder zumindest irgendwohin, es war 19:45 Uhr. Mehr weiß ich nicht mehr.

Irgendwann wurde ich dann in ein Zimmer gerollt, die Schwester wollte wissen, was ich in den nächsten Tagen essen möchte. Natürlich war mir das vollkommen egal, aber diese Schwestern sind ja hardcore und geben nicht nach. Da war es schon nach Mitternacht.

Die nächsten Stunden waren eigentlich nur Elend und Erbrechen, ich konnte nichts bei mir behalten. War nicht schön, und ich fand mich auch gleich ganz hutzelig vor Austrocknung – Mund, Lippen, Haut …Das ging auch am Freitag noch so, dann wurde es langsam besser. Richtig aufgehört hat das mit der Übelkeit erst, als ich nach ein paar Tagen keine Schmerzmittel und Antibiotika mehr per Infusion erhielt.

Am Tag nach der Operation hat mich der Oberarzt besucht und mir erzählt, was da überhaupt war: Offener Sprunggelenksbruch am rechten Bein. Mein Innenknöchel war komplett aus dem Körper geplatzt, war aber noch so weit in Ordnung, dass sie ihn wohl einfach wieder reinstopfen konnten. Mein Knöchel wird jetzt von einer Schraube zusammengehalten.

Er hat auch betont, wieviel schöner die Naht an seinem Schnitt ist als an meiner Risswunde (ehrlich, man sieht keinen Unterschied, außer das sein Schnitt viel länger ist; die Stiche sehen eh total schludrig aus in diesem blöden schwarzen Garn). Oh, sein großer Schnitt ist übrigens auf der Außenseite meines Beines, und der war nötig, weil ich mir auch noch das Wadenbein gebrochen habe. Fünffach (sein Ausdruck war „Hackepeter“, scheint Arztjargon zu sein, ich werde das bei Gelegenheit nachschlagen). Das wird jetzt von einer langen Platte zusammengehalten.

Tja. Wegen guter Führung Weil alles so schön heilt und die Physiotherapeutin so schön mit mir das Laufen auf Krücken geübt hat, durfte ich schon am Freitag (also dem 10.) nach Hause gehen. Jetzt sitze ich hier und wundere mich, wie schnell sowas gehen kann – gestern noch ohne großes Nachdenken Treppen gestiegen, und heute ist alles ganz anders.

Ich muss mir jeden Tag eine Spritze geben (Thrombosevorbeugung); morgen muss ich nochmal ins Krankenhaus, zur Kontrolle, zum Fädenziehen, und für einen neuen Gips; ich darf den Fuß sechs Wochen lang nicht belasten, dann kommt der Gips weg und die Schraube raus; danach darf ich den Fuß „langsam krankengymnastisch beüben“, wie es im Arztbrief heißt und was hoffentlich einfaches vorsichtiges Gehen beinhaltet; und nach sechs Monaten wird die Platte wieder entfernt.

Eigentlich hätte ich hier gern ein aufregendes Röntgenbild eingebaut, aber ich habe die Aufnahmen nicht mit nach Hause bekommen, weil ich ja im Krankenhaus weiterbehandelt werde. Ich frage morgen trotzdem mal nach. Zur Entschädigung zeige ich euch ein Bild des aktuellen Gipsverbands:

 

 

Der ist aufgeschnitten, weil die Ärzte bei der Visite jeden Tag die Nähte begutachtet haben. Außerdem wurde der Verband natürlich ab und zu gewechselt und der Fuß gewaschen.

 

Lustige Anekdote: Ich habe ja so „schlechte“ Venen, dass Blutabnahme (das Übliche) und das Legen eines Zugangs für Infusionen (diesmal, hab ich ja nicht so oft) sehr schwierige Unternehmen sind. Natürlich lief auch eine der ersten Schmerzmittelinfusionen nicht in die Ader, sondern in das Gewebe, und meine Hand sah dann aus wie ein Ballon. Nachdem die Nadel draußen war, lief die Flüssigkeit aus dem Gewebe einfach wieder heraus, aus dem Einstichloch.

Zum ersten Mal habe ich übrigens Partei für meine „schlechten Venen“ ergriffen. So schlecht können sie ja nicht sein, wenn sie mein Leben lang kompetent und ohne sich zu beschweren ihre Aufgabe erfüllt haben. Dass Ärzte und Schwestern sie nicht finden können, ist NICHT die Schuld meiner Venen! Das sage ich jetzt jedes Mal, wenn die Leute über meine Venen nörgeln.

Das Bild habe ich übrigens mit dem Handy gemacht, dass ich tatsächlich im Krankenhaus behalten durfte. Die Schwester meinte, man könne das kaum verbieten, da sowieso mindestens jeder Zweite sein Handy dabeihabe (und offensichtlich nix Schlimmes passiert). Allerdings war ich auch nicht in einem Raum mit empfindlicher Elektronik, sondern einfach auf der chirurgischen Station.