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Das. Glaubt. Einem. Keiner. (Teil III) oder: Das Stockholm-Syndrom

Diese Maßnahme ist eigentlich nicht so schlimm. Keiner von uns ist von dieser Wendung überrascht, obwohl ich gehofft habe, länger durchzuhalten, bevor sie meinen Willen brechen.

Heute war weniger verzweifelt sinnlos als die ersten zwei Tage (ich hatte auch keinerlei Erwartungen außer Langeweile und unkomfortablerem Computerhandhaben als zuhause). Ich habe lange und oberflächlich an meinem Lebenslauf herumgebastelt und dann neun Bewerbungen abgeschickt. Hätte ich natürlich zuhause nie und nimmer machen können.

2013-05-23 14.55.06

Ja, das hängt im Damenklo.

Keine Panik. Teil 3 ist doppelt so kurz wie Teil 1 und Teil 2 zusammen!

Das. Glaubt. Einem. Keiner. (Teil II)

Anschnallen, Leute, der Höllenritt geht weiter! Nur hier live und in Farbe und bunt! Und kostenlos! Falls ihr den ersten Teil dieser Geschichte noch nicht kennt, könnt ihr das hier nachholen.

Gestern war also mein erster regulärer Tag in meiner Maßnahme. Für alle, die nicht die ganze Saga lesen wollen (was ich euch nicht übelnehmen kann), hier die Zusammenfassung:
1. Ich habe tolle Arbeitszeugnisse (wusste ich bereits).
2. Mein Lebenslauf sieht gut aus (wusste ich bereits, schließlich habe ich den gemacht)
3. Beim „Bildungsträger“ kann man mir nicht wirklich helfen: „Bei der Stellensuche wissen Sie selbst besser, was Sie brauchen“. Eine Bewerbungsmappe erstellt man trotzdem, „damit die Arbeitsagentur sieht, dass wir hier was machen“.
4. Ich habe dort die Zeit von 8 bis 12 Uhr und von 12:45 bis 15:30 Uhr verbracht.

Ich finde lange ausführliche Texte mit stimmungsvollen Details schöner, deswegen kommt das jetzt nochmal, aber ausschweifender. Ich habe euch gewarnt.

Das. Glaubt. Einem. Keiner.

… außer natürlich Leuten, die selbst schon mal in die Verwaltungsmasse der Arbeitsagentur gefallen sind und Ähnliches erlebt haben.

Aber der Reihe nach. Ihr wisst ja vielleicht, dass ich seit Mitte Dezember des vergangenen Jahres arbeitslos und arbeitssuchend bin. Arbeitssuche ist für mich nichts Neues, ich schüttle inzwischen die Anschreiben nur so aus dem Ärmel. Ich weiß auch, wo ich Stellenangebote finden kann, schon weil ich, wie ihr vielleicht auch noch wisst, schon für ein Unternehmen im Bereich Personalmanagement als Recruiterin gearbeitet habe. Da habe ich allerdings nicht nur Fachkräfte gesucht, sondern auch Firmen und Projekte, um besagte Fachkräfte vermitteln zu können. Eine Garantie dafür, einen guten Arbeitsplatz zu finden, und das vielleicht auch noch schnell, ist das natürlich nicht.

Fan von quälend langwierigen Geschichten? Dann bitte hier entlang.

Neues vom Amt.

Natürlich will ich euch immer auf dem Laufenden halten, was mein prickelnd-aufregendes Leben betrifft. Hach, ich bin die Königin der Ironie.

Blüte meiner Duftpelargonie

Also, was habe ich erlebt?

Ein Erdbeben, direkt live auf meinem Sofa am eigenen Leibe erfahren. Kreditkartenbetrug, sofort von Barclaycard entdeckt (64 US-Cent!). Valentinstag. Den ich immer noch gut finde. Ein alter Freund hat mich auf Facebook gefunden, ohne mich gesucht zu haben. Ein Zwei-Wochen-Epos um die Neubeschaffung einer TAN-Liste. Und halt das Neue vom Amt.

Wenn man in die Fänge der Arbeitsagentur gerät, muss man eine Vereinbarung unterschreiben. In der wird unter anderem auch festgelegt, wie oft man sich in einer bestimmten Zeit bewerben muss (über Sinn und Unsinn einer solchen Vereinbarung mag ich jetzt gar nicht reden).

Die eigenen Bemühungen muss man natürlich auch belegen, und deswegen musste ich neulich eine Liste an meine Sachbearbeiterin schicken. Ich habe die Liste gemailt, und wir wissen ja seit meinem legendären Bewerbungsschreibenabgebtermin neulich, dass man nach der Bestätigung fragen muss, sonst ist man am Arsch.

Nach drei Tagen hatte ich aber noch nichts gehört und entschloss mich deswegen zu einem Anruf. Natürlich bei der bewährten kostenpflichtigen Hotline!

Da war ein sehr netter Mann dran, der mir leider nur sagen konnte, dass meine Frau R. nicht mehr im Büro sei (war ja schließlich schon nach 15 Uhr!). Er sicherte mir aber zu, sich um die Sache zu kümmern, Frau R. werde sich mit mir in Verbindung setzen, erzählte er.

Hat sie auch prompt am nächsten Tag getan, und sich dafür entschuldigt, dass ich keine Rückmeldung bekommen habe. Die Liste war jedenfalls angekommen.

So ist das immer: Die Leute, die ihren Namen nennen, bzw. die zuständigen Bearbeiter, die sind sehr nett, scheinen ihren Job relativ gern zu machen und auch ein Interesse daran zu haben, einen zu unterstützen. Und kein Interesse daran zu haben, einen noch weiter zu demütigen, als man es durch die Situation eh schon ist.

Die Schlimmen sind die anderen, die, deren Namen man nie erfährt. Denen ist man schlichtweg egal, und es ist egal, ob sie einen sinnlos antanzen lassen oder nicht. „Dienst nach Vorschrift“ ist für so etwas fast noch geschmeichelt, das sind einfach nur leidenschaftslose Papiertiger, ach, Papiertiger ist viel zu nobel, es sind allerhöchstens Papiergrottenolme*.

Allerdings muss ich ihnen lassen: Sie sind gerecht. Es wird jeder gleich desinteressiert und unangestrengt verächtlich behandelt.

Immerhin was.

ETA: Ganz vergessen! Meinen Leistungsbescheid habe ich tatsächlich schon acht Tage nach der Zusendung meiner Unterlagen bekommen. Ich habe ab sofort -87 Euro monatlich zur Verfügung, um mir die kleinen Luxusfreuden des Lebens zu gönnen. Also beispielsweise Essen, Klopapier, Zahnpasta, die Zuzahlung für meine Thyroxintabletten … Das kann ja interessant werden.


*Grottenwas? Klickst du hier.

Neues vom Amt.

Mir ist eingefallen, dass ich euch ja noch die Fortsetzung  von neulich schuldig bin, zur Leistungsantragsabgabe.

Ihr erinnert euch vielleicht, dass ich bei meinem Termin neulich dachte, ich könne meinen Leistungsantrag abgeben; stattdessen ging es nur um ein Bewerbungsschreiben.

Am folgenden Montag hatte ich also einen Termin bei der Leistungsabteilung. Ich tappe also brav zum Amt und will meine Unterlagen abgeben, bei einer durchaus netten Frau, die nach bester Arbeitsagenturtradition namenlos bleibt.

Die Tür des Büros bleibt während des Termin natürlich offen. Wo kommen wir denn dahin, wenn jeder dahergelaufene Arbeitslose eine Privatsphäre will!

Es stellt sich heraus: Antrag kann nicht bearbeitet werden, weil:

  • auf der vom Arbeitgeber ausgefüllten Arbeitsbescheinigung kein Firmenstempel ist
  • die Kündigung nicht vorliegt
  • ich die Lohnsteuerkarte nicht dabei hatte (ja, blöd von mir)
  • meine Kundendaten aus Koblenz nicht vorliegen.

Richtig lustig ist das allerdings erst durch die Details: Firmenstempel ist kein Problem, weil Büro ja direkt ums Eck ist. Ich frage auch, ob ich dann noch mal einen Termin brauche, um die gestempelte Bescheinigung vorzulegen. Antwort: Nein, nicht nötig, einfach abgeben oder in den Briefkasten werfen.

Aha. Ich habe nicht gefragt, warum ich dass dann nicht alles am Freitag abgeben konnte, sondern mir extra einen Termin für Montag geben lassen musste. Gewundert habe ich mich aber schon.

„Ich brauch also nur den Stempel und dann gebe ich das wieder ab, ja?“

Naja, so einfach ist das nicht! Es fehlt nämlich außerdem meine Lohnsteuerkarte (gut, daran hätte ich denken können) und die Kündigung („Aber die habe ich doch beim ersten Termin vorgelegt!“ – „Hmm … wir haben da aber keine Kopie in den Unterlagen. Die brauchen wir!“

Ok, das alles beschaffen und vorbeibringen, und dann kann ich erfahren, was ich bekomme, ja?

Nein. Meine Kundendaten aus Koblenz liegen nicht vor, ohne die geht sowieso gar nichts. Die kann man zwar anfordern, aber dann dauert es ein paar Tage, bis die auch in  Lampertheim ankommen.

Ich bin dann also zu meiner Ex-Arbeitsstelle gegangen, habe die Arbeitsbescheinigung stempeln lassen, mit einem Stempel, auf dem noch die alte Adresse steht, es wurden seit dem Umzug im August 2010 keine neuen Stempel gemacht.

Zuhause habe ich dann die Kündigung und die Lohnsteuerkarte kopiert. Vorher habe ich aber noch bei der Arbeitsagentur angerufen (6 Minuten, drei Gesprächspartner, Servicenummer) und nachgefragt, ob eine Kopie der Lohnsteuerkarte reicht und die nicht vielleicht eher den Ausdruck zur elektronischen Lohnsteuerdaten brauchen. Nein, Lohnsteuerkarte – „es geht nur um die Daten vorne drauf, vor allem die Steuerklasse“.

Ich hab denen den ganzen Mist dann per Post geschickt. Zum Briefkasten laufe ich nämlich nur 10 Minuten, keine 25 wie zum Amt selbst.

Ja, ich bin faul.

Und jetzt fragen wir uns bestimmt alle dasselbe, oder?

Stempel – Was ist, wenn eine Firma keinen Stempel hat? Schließt das alle Entlassenen automatisch vom ALG aus?

Kündigung – Wie viele Leute kommen zu denen und behaupten fälschlicherweise, ihnen wäre gekündigt worden? Außerdem finde ich, es ist nicht meine Schuld, wenn sie das nicht gleich am Anfang kopieren – es war ja abzusehen, dass die Kündigung später nochmal gebraucht wird.

Lohnsteuerkarte – Die Daten der Lohnsteuerkarten werden im von mir auszufüllenden Formular ebenso abgefragt wie in der Arbeitsbescheinigung, die vom Arbeitgeber auszufüllen ist (und zu stempeln, ganz wichtig). Aber klar, ich könnte auch unberechtigterweise vorgeben, die begehrenswerte Steuerklasse I zu haben. Kommt bestimmt auch oft vor.

Kundendaten – Schon beim ersten Termin stand fest, dass ich vorher in Koblenz war. War also keine Überraschung, und man hätte die Daten vielleicht auch vorher anfordern können.

Seufz.

Übrigens hat mich Dierk nach meinem letzten Schwank vom Amt darauf hingewiesen, dass das natürlich nicht eure Steuergelder sind, die da durch Desinteresse und, ich sag mal, Inkompetenz verplempert werden.

Das sind die Beiträge zur Sozialversicherung, die da so hingebungsvoll und doch sinnlos verbrannt werden.