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Mein Leben ist wild und aufregend.

Beweis:

Mein Fahrrad wurde gestohlen.

Das passierte noch nicht mal am Bahnhof, wo man sowas ja fast schon erwartet, sondern es wurde mir hier direkt aus dem Hof weggeklaut. Vermutlich schon am Dienstag abend, denn Mittwoch war es auch schon weg, wie mir meine Nachbarn sagten. Die haben sich nämlich gewundert darüber, dass ich am Feiertag arbeiten musste (war ja die einzige Erklärung dafür, dass mein Rad nicht dasteht).

Die Sache kotzt mich brutal an.

Ich werde mir Anfang September, sprich nach der nächsten Gewinnausschüttung Gehaltszahlung, ein neues Rad kaufen müssen. Andernfalls bin ich ja bekanntermaßen gar nicht „mobil“, wie die Arbeitsagentur – apoxupontheirhouse – es nennen würde.

Eigentlich wollte ich mir dieses Jahr ein neues Sofa kaufen, weil das alte Beddinge-Bettsofa schon arg durchgesessen/durchgelegen ist. Aber mit diesem Diebstahl und natürlich der Kunde-X-Problematik kann ich mir das abschminken.

Egal. Es läuft halt nie was glatt, ist ja nix Neues.

 

Zu einem ganz anderen Aufreger: Ich wurde heute auf die Internetseite the everyday sexism project aufmerksam. Da geht es um den, Überraschung, alltäglichen Sexismus.

Frauen werden sich und ihr Leben darin erkennen, Männer werden sich auf den Schlips getreten fühlen, weil sie das ja nie machen würden. Die Männer, die durchhalten, werden erkennen, warum wir (Frauen) sie (Männer) gerne für Schweine und Arschsocken halten und mit ihnen nicht ins Bett gehen wollen.

Ich sage euch (Männern): Das ist die Wirklichkeit. Mit so etwas haben wir fast jeden Tag zu kämpfen und ES MACHT ECHT KEINEN SPASS.

Als ich so etwa 12 war, hat mein Mitschüler Claudio R. an meinen früh entwickelten Busen gegrabscht. Ich fand das ekelhaft, aber ich habe es niemandem gesagt, weil ich schon damals wusste, was ich hören würde: „Stell dich nicht so an“, „Das bedeutet doch nur, dass er dich mag“ usw.

Als ich 16 war, habe ich Ferienarbeit in einer Fabrik gemacht. Vormittags stand ich an einem Tisch und hantierte mit mehreren 100 Grad heißen Ölen, nachmittags erledigte ich Schreibarbeiten im Sitzen. Jeden Nachmittag kam mein Vorgesetzter, lehnte sich von hinten an meinen Rücken und streichelte meine Haare. Ich fand das ekelhaft, aber ich habe es niemandem gesagt, weil ich auch vier Jahre nach dem Busengrabschen wusste, dass die Antworten „Stell dich nicht so an“ und „Das ist doch nicht so schlimm, was regst du dich auf“ lauten würden. Ich wusste auch, dass ich ihn da nicht direkt darauf ansprechen konnte, er war ja der Chef, und ich konnte mein vages Missfallen auch gar nicht in Worte fassen.

Und ich wusste da auch schon, dass man sich als Dicke schon gar nicht beschweren darf, denn da soll man solche Übergriffe gefälligst mit Dankbarkeit erleben, denn immerhin! Man wird trotz Dicksein von einem Mann angefasst! Da hat man sich zu freuen, verdammt noch mal, und nicht so anstellen wie eine frigide Zicke!

Das war eine unschuldige Zeit, ich kannte noch nicht mal den Begriff „sexuelle Belästigung“. Wie sexuelle Belästigung sich anfühlt, ja, das weiß ich aber seither. Das wissen wir alle, und nur die wenigen Glücklichen unter uns erleben es erst mit 16.